Samuel Hope – Other Man
„Bei guter Musik“, so einst ein guter Rat an Samuel Hope, „geht es um den Einklang einer wunderbaren Melodie und einer tollen Stimme“. Nach dieser Maxime arrangiert der 34jährige gebürtige New Yorker seine Songs. Ursprünglich schrieb er für andere Musiker, nur um schließlich festzustellen, dass einzig er alleine seine Geschichten auch angemessen vertonen kann. Musikalisch bewegt sich Hope in soulig angehauchten Pop-Gefilden mit elektronischen Untertönen – vertraut, Mainstream-tauglich und doch angenehm eigenständig. „Other Man“ ist sein Debütalbum.
Nun natürlich die Frage: Ist wirklich alles auf diesem Einstand auch tatsächlich ‚gute Musik‘? Darüber lässt sich vortrefflich streiten. Ein „I Won’t Keep You Waiting“ entpuppt sich beispielsweise als unwahrscheinlich smoothe RnB-Ballade. Hopes helle, klare Stimme bringt ordentlich Soul mit, gerade in Falsett-Gefilden, und lässt den Slow Jam regelrecht aufblühen. Am anderen Ende des Spektrums regiert „Runaway“, das prima auf der Song-Contest-Bühne funktionieren würde. Verschachtelte Beat-Struktur, Electro-Pop-Korsett, butterweicher Gesang und ein unverschämt eingängiger Refrain treiben das Eingängigkeitserlebnis gekonnt auf die Spitze. Das mag gelegentlich cheesy klingen, hat aber durchaus Hand und Fuß.
So verwundert es kaum, dass sich ein paar dünnere Momente eingeschlichen haben. Ein „Hold On“ mag seine Qualitäten haben, bleibt aber ebenso im Einheitsbrei hängen wie das übermäßig brave „Nothing To Lose“ – verschenktes Potential lässt grüßen. Dass es auch anders geht, beweisen das unwahrscheinlich smoothe „Wounded“, welches geschickt über seine eigene Fragilität philosophiert, das düster angehauchte „Lead Me On“ oder das wuchtige, unverschämt eingängige „Carried Away“ mit ordentlich Bass.
„Other Man“ mag nicht durchgehend genial sein, macht für ein Debütalbum aber einiges her. Spannende Popsongs, weitestgehend anspruchsvolles Songwriting und eine grandiose Stimme lassen Großes für künftige Platten vermuten. Samuel Hope hat Talent und ein Ohr für gute Songs. Was fehlt, ist ein etwas feinerer Filter. Der Weg stimmt jedoch – für Freunde einfühlsamer und doch etwas anspruchsvollerer Popmusik eine kleine Entdeckung.
Other Man
VÖ: 08.06.2018
Filter Music Group (Sony Music)
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