Rolling Blackouts Coastal Fever – Hope Downs
Aktuell machen sich wieder ein paar Gitarrenbands auf den Weg, ein Genre zu retten. Zumindest will die Hype-Presse Entsprechendes suggerieren. Rolling Blackouts Coastal Fever lassen sich davon jedoch herzlich wenig beeindrucken und stehen über den Dingen. Das australische Quintett machte mit diversen kurzweiligen Kleinformaten auf sich aufmerksam und bannt seinen dezent angepunkten Gitarren-Pop via Sub Pop – wo auch sonst? – erstmals auf Studiolänge. „Hope Downs“ bestätigt sämtliche Vorschusslorbeeren unwahrscheinlich lässig.
Die drei Singles finden gleich zu Album-Beginn Platz: „An Air Conditioned Man“ flirrt locker, lässig und federleicht aus den Boxen. Hibbelige Gitarren drängen gen Sommer, der Unterbau wirkt unruhig und gibt dem forschen, von Drum-Rolls vorangetriebenen Arrangement die nötige Dosis Dreck mit. Die Australier arbeiten mit einfachen Mitteln und treffen ins Schwarze. „Talking Straight“ wirkt dagegen deutlich ruhiger und gezähmter, nur um aus dem Nirgendwo einen unwahrscheinlich genialen Alternative-Refrain vom Stapel zu lassen, der Mudhoney mit den Smashing Pumpkins und Dinosaur Jr. vermengt – klingt komisch, funktioniert aber tatsächlich.
Im Anschluss platziert sich „Mainland“ zwischen diesen beiden Extremen: sonnig und lässig auf der einen Seite, verstohlen hymnisch und übermächtig auf der anderen. Das reißt mindestens so mit wie das mit düsterem Post-Punk-Anstrich versehene „Bellarine“, dessen Bass-Gewitter Urgewalten freisetzt. In „The Hammer“ kollidieren The Dirty Nil mit The Vaccines, während „Sister’s Jeans“ auf unwahrscheinlich freundlichen Gitarren-Pop setzt, der auch prima auf der zweiten Arctic Monkeys-Platte funktioniert hätte.
Gut 35 Minuten Charme-Offensive und kaum ein Gramm Fett zu viel: „Hope Downs“ konzentriert sich auf das Wesentliche und wirft Hit über Hit ab, auch wenn sich die Songs eigentlich nicht so richtig aufdrängen wollen. Obwohl Rolling Blackouts Coastal Fever mit allen Indie-Tools arbeiten, ist von penetranter Eingängigkeit angenehmerweise herzlich wenig zu spüren. Stattdessen suchen ihre Tracks Umwege und bleiben dadurch hängen. Hymnische Melodien, vertrackte Gitarrenparts und geschickt instrumentalisierte Stimmungsschwankungen erfüllen sämtliche Versprechungen auf gleichermaßen tiefenentspannte und getriebene Weise – sicherlich eine der Top-Platten für den Sommer.
Hope Downs
VÖ: 15.06.2018
Sub Pop (Cargo Records)
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