Berlin Syndrome – Sweet Harm

Berlin Syndrome

Von der WG hinaus in die Weltgeschichte. Graeme Salt zog 2013 von Manchester nach Magdeburg, lerne beim Gitarrespielen in der WG-Küche Robert Meinel kennen und schrieb erste Songs. Schnell war ein Band-Line-up gefunden, Berlin Syndrome wollten in die Weltgeschichte hinaus. Nach einer charmanten EP wird das Quintett nun flügge. „Sweet Harm“ zelebriert charmant-verspielten, gelegentlich düster angehauchten Indie Rock der überwiegend britischen Schule.

Wohin die Reise geht, zeigt die Single „Hips“: kurzweilig, luftig und durchaus tanzbar. Die mit Math-Elementen gewürzten Gitarren erinnert ein wenig an Foals, der luftig-leichte Twang versprüht hingegen einen Hauch von Sommer. Salts flockiger Gesang mit sympathischer Mancunian-Note krönt den Song. Diese Gemütlichkeit, stets von einem dezenten Hauch Melancholie umgeben, erstreckt sich unter anderem auch durch den Opener „Voices“. Oberflächlich passiert hier wenig, dahinter verbirgt sich feinsinnige Detailarbeit, ein großes Maß an Musikalität und viel Gefühl.

Überhaupt, man muss bei „Sweet Harm“ schon zweimal hinhören, um die dichten Kompositionen entsprechend zu entschlüsseln. Ein „Lords“ mit gekonnter Interpol-Lässigkeit holpert zunächst ein wenig, lässt dafür urplötzlich einen grandiosen, angenehm unpeinlichen Refrain vom Stapel. Die Coolness von „Oxford Gardens“ äußert sich ebenfalls erst über Umwege. Ein wenig Wave-Rock hier, dicker Chorus da, fertig ist der Burner. „City Lovers“ entführt hingegen in Überlänge. Klar, instrumental ließe sich das straffen, doch das herrliche Gefühl, welches Berlin Syndrome für ihren Sound besitzen, verlangt nun mal nach etwas mehr Raum.

Lässig, geschickt und aus dem Bauch heraus: „Sweet Harm“ hat etwas von The National, von Indie-Düsternis, sommerlichem Fernweh und Melancholie. Berlin Syndrome bewegen sich mit ihrem Gitarren-Rock geschickt zwischen den Welten, suchen nach dem Sinn in der Sinnlosigkeit und stürmen das Wasserglas mit Elan. Nicht einfach, dafür immer mitreißend – ein Debütalbum für fortgeschrittene Indie-Hörer mit präzise gesetzten Widerhäkchen und beachtlichem Hirn für Harmonien.

Berlin Syndrome - Sweet Harm

Sweet Harm
VÖ: 22.06.2018
VelocitySounds Rec. (Broken Silence)

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