Shakey Graves – Can’t Wake Up

Shakey Graves

Als Alejandro Rose-Garcia, der Mann hinter Shakey Graves, vergangenen Dezember einen neuen Sound für sein Projekt ankündigte, klang das durchaus augenzwinkernd. Und doch wagt der Texaner eine kleine Neuausrichtung auf seinem zweiten regulären Studioalbum. Einst als Americana-Nachwuchstalent ausgezeichnet, ging Rose-Garcia zurück an einem Punkt, an dem er Neues erschaffen konnte. „Can’t Wake Up“ steht nun stellvertretend für seine neue Liebe zu den Beatles.

Wie lässig und doch vertraut diese semi-neue Ausrichtung der Shakey Graves anmutet, illustriert „Dining Alone“ wohl am besten. Vertraute Indie- und Singer/Songwriter-Referenzen (u.a. Broken Social Scene und Elliott Smith) bleiben erhalten, wirken nun jedoch deutlich bunter und schillernder. In diesen gemächlichen und doch verschmitzten vier Minuten stecken reihenweise tanzbare Momente und poppige Harmonien in zurückgelehnter Entspanntheit – ein Rezept, welches auch der gemütliche Opener „Counting Sheep“ mit seiner mitschwingenden Folk-Gitarre für sich gepachtet hat.

Bereits „Kids These Days“, einer der Vorboten, gibt sich deutlich beschwingter und intensiver. Indie- und Americana-Untertöne bleiben stete Begleiter, wirken aber noch eine Spur hibbeliger und eingängiger. „Aibohphobia“ erweist sich schließlich als neues Extrem im Shakey Graves-Duktus – retro und reduziert auf der einen Seite, psychedelisch und verstörend auf der anderen. Mit dem zaghaften „Tin Man“, dem lautstarken „Mansion Door“ und der aufwühlenden Halb-Ballade „Big Bad Wolf“ scharen sich gleich mehrere Perlen rund um diesen unorthodoxen Charmbolzen.

Ja, „Can’t Wake Up“ ist bei aller Eingängigkeit keine leichte Platte geworden, und das sollte eigentlich nicht überraschen. Alejandro Rose-Garcia platziert sich dieses Mal geschickt zwischen den Stühlen, deutet eine Art Wall of Sound an und lässt diesen mit reduzierten Klängen kollidieren. Zwischen Mitsing-Melodien, psychedelisch angehauchten Gehversuchen und gewohnter Indie-Folk-Kauzigkeit streckt das zweite reguläre Shakey Graves-Album seine Fühler in zig Richtung aus. Das mag nicht immer einfach, wohl aber stets lohnenswert sein – eine kunterbunte Platte mit unerwartetem Tiefgang.

Shakey Graves - Can't Wake Up

Can’t Wake Up
VÖ: 04.05.2018
Dualtone Records / eOne (SPV)

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