Lauren Ruth Ward – Well, Hell
Eigentlich wünschte sich Lauren Ruth Ward nichts sehnlicher, als gemeinsam mit ihren Freunden eine Band zu gründen, was jedoch aus beruflichen Gründen nicht klappen sollte. Eines Tages ließ Ward ihr Leben als Hairstylistin in Baltimore hinter sich, ging nach Los Angeles und fand tatsächlich musikalische Unterstützung. Bandnamen braucht es allerdings keinen, denn der neuen Vorzeige-Stimme des Rock gebührt der verdiente Platz im Rampenlicht. „Well, Hell“ ist ihr überaus vielseitiges Debüt.
Bereits die ersten beiden Songs sind über sämtliche Zweifel erhaben. Ein „Staff Only“ lässt sich viel Zeit, zittert sich durch bedrohlich-mystische Untertöne – Janis Joplin lässt grüßen -, und nimmt sogar eine dezente Psychedelia-Note mit. Erdiger Rock, dicker Retro-Charme und eine großartige Stimme machen aus dem anfangs ziellos wirkenden Track einen kleinen Hit. Das folgende „Sideways“ trifft dann auch ins Schwarze. Deutlich geradliniger, beinahe poppig im Abgang und doch lässig abgehangen platziert sich die US-Amerikanerin zwischen den Stühlen. Ihr geschicktes Spiel mit vertrauten Gesangsmelodien macht süchtig.
Es geht aber auch ganz anders: „Travel Man“ besteht einzig und allein aus Gesang und Akustikgitarre im klassischen Singer/Songwriter-Stil. Dezente Folk- und Blues-Anleihen sowie leidenschaftlich fordernde Untertöne machen dieses Kleinod zum magischen Moment. Wer es hingegen lauter mag, lässt sich vom kratzbürstigen „Blue Collar Sex Kitten“ die Sinne rauben. Ja, das klingt in kurzen Momenten nach Courtney Barnett, dann sogar nach den White Stripes, ist zwischen angedeuteten Noise-Blues und kurzem Psych-Track aber dennoch Lauren Ruth Ward durch und durch. „Did I Offend You“, fragt sie zwischendurch süffisant im schrammeligen Indie-Gewand, und meint das bestenfalls rhetorisch.
Natürlich ist diese großartige Platte mit ihren knapp 31 Minuten Spielzeit viel zu schnell vorbei, das liegt fast schon im Naturell der Ward – rein, aufwühlen, abdüsen. Es gibt ja glücklicherweise die gute, alte Repeat-Taste, und die ist auf „Well, Hell“ im Dauereinsatz. Dieses von vorne bis hinten stimmige Album mit kaum Verschnitt erreicht leidenschaftliche Höhen, erinnert an einige der größten Stimmen des Rock und geht doch seinen ureigenen Weg. Lauren Ruth Ward brauchte viele Jahre, um aus ihrem Alltag auszubrechen und musikalisch Fuß zu fassen. Nun gilt jedoch: sky’s the limit.
Well, Hell
VÖ: 11.05.2018
Weekday Records
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