Paul White – Rejuvenate
Mit seiner gekonnten Sample- und Schnippsel-Arbeit konnte sich Paul White in den letzten zehn Jahren den Beinamen ‚DJ Shadow des 21. Jahrhunderts‘ redlich verdienen, Kollaborationen mit Jamie Woon und Charli XCX waren die Folge. Auf „Rejuvenate“ verschreibt er sich nun, wie der Album-Titel bereits andeutet, einer kleinen Verjüngungskur und bemüht sich um einen Neustart. Erstmals kommt der Brite komplett ohne Samples aus, produzierte und spielte alles selbst ein.
Herausgekommen ist ein kunterbunter, überaus stilsicherer Mix aus Electronica, TripHop, Soul und zig weiteren Genres. Dafür steht beispielsweise der Vorbote „Spare Gold“ Pate. Von gleichermaßen entrückten wie pointierten Vocals von Musikerin und Dichterin Shungudzo aus Simbabwe angetrieben, entwickelt sich ein tiefenentspannter Vierminüter mit lässigen Beats, ein wenig Sound-Klauberei und herrlich viel Seele im lockeren Groove-Bereich. Da kann man schon mal herrlich mittreiben.
Whites Instrumentals landen ebenfalls punktgenau. Von einem „Soul Reunion“ lässt man sich angenehm gen Chillout-Vision treiben, während der schrill angehauchte Opener „A Chance“ über hibbelige Beat-Konstrukte rumpelt. Denai Moore hat in „Set The Tone“ ihren großen Auftritt. Abermals geht es um vergleichsweise unterkühlte, unwahrscheinlich harmonische Soultronica-Sounds, begleitet von einer grandiosen Sängerin. Wenn Paul Whites Schwester Sarah Williams White schließlich das getriebene „All Around“ anfeuert und mit ihrem eigenen Schalk im Nacken ringt, macht das unheimlich Laune.
Reihenweise Mini-Hits, die oberflächlich eigentlich keine solchen sein wollen: „Rejuvenate“ rollt mit gekonnter Lässigkeit an und ruht stilsicher in sich. Ob mit oder ohne Gesang, der hörbar organischere Weg Paul Whites bekommt seiner Musik gut. Der Londoner lässt seinen großen Sample-Onkel hinter sich und legt eines der entspanntesten Alben für den kommenden Sommer vor. Die After-Hour wäre mehr als gerettet.
Rejuvenate
VÖ: 27.04.2018
R&S Records (AL!VE)
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