Suuns – Felt
Was ist eigentlich Musik? Und warum muss über dieses Thema immer wieder debattiert werden? Grenzgänger stoßen Diskussionen an und sind längst drei Türen weiter, während sich Fans und Experten den Kopf zerbrechen. Case and point Suuns, deren krautig-psychedlischer Art-Sound die Grenzen zwischen Rock und Electro regelmäßig verwischt. „Felt“ ist bereits das vierte Studioalbum der Kanadier, mit dem sie noch tiefer in den musikalischen Wahnsinn einer längst vergangen scheinenden Zukunft eintauchen.
Das liest sich nicht nur seltsam, es klingt auch so, wie der fast sechs Minuten lange Vorbote „Watch You, Watch Me“ eindrucksvoll unter Beweis stellt. Flimmernde Störsignale treffen auf dicke Gitarren- und Synthi-Breitseiten, die Rhythmusabteilung hetzt über die Grenzen des Machbaren und nimmt beinahe proggige Züge an. Aus dem Nirgendwo flimmert entfremdeter Gesang durch ätherische Gefilde und verfrachtet die Maschine Mensch in hektische Kraut-Experimente, die den Bogen von den Anfängen des Genres zur Gegenwart spannen. Mutet anfangs befremdlich an, brennt sich jedoch ein.
Neben dieser hektischen, leicht überdrehten Seite können Suuns aber auch ganz anders. Ihr „Control“ präsentiert sich butterweich und erinnert eher an das Material als das Gefühl des im Englischen mehrdeutigen Albumtitels. Dieser gemächliche Einschub kommt gerade deswegen so gut, weil das stampfende, abgewrackte „After The Fall“ nur wenige Minuten zuvor einen Hauch von Hoffnung mit Siebenmeilenstiefeln trat. „Peace And Love“ erinnert an jazzige Electro-Ausflüge, während „X-ALT“ technoide Brücken schlägt und die Liars mit auf die Reise nimmt.
Im Prinzip spotten diese 46 Minuten jeder Beschreibung, doch gerade das macht sie so gut. „Felt“ will mit allen Sinnen erlebt und aufgenommen werden, um die ganze Gravitas dieser Platte auch nur annähernd erfassen zu können. Suuns bleiben herrlich kaputt und doch verkappt harmonisch, wenn man denn ein wenig genauer hinhören will. Großartige Spannungsbögen treffen auf technoide Verweigerung und präzise Höllenritte mit einem Hauch Soul und Alternative – Krautrock für das 21. Jahrhundert, wenn man denn möchte.
Felt
VÖ: 02.03.2018
Secretly Canadian (Cargo Records)
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