Naked Giants – SLUFF

Naked Giants

„SLUFF“ kann ganz viele Bedeutungen haben und ist somit der perfekte Titel für das vielschichtige Debütalbum des Trios Naked Giants aus Seattle. Vielleicht ist es das Geräusch von Schlangen, wenn sich diese häuten. Vielleicht dient es als Kurzform für die Tech-Invasoren der Stadt, gerne auch als „South Lake Union Fuck Faces“ bezeichnet. Oder es ist einfach nur der dreckige Wintermatsch, der an den Stiefeln kleben bleibt. Auf ihrem Einstand geben sich Naked Giants allerdings weder matschig noch, nun ja, fuckface-ig.

Bereits das eröffnente „Dead/Alien“ häutet sich jedoch gleich mehrfach und gibt sich im besten Sinne ungemütlich. Dicke Gitarren schrammeln zunächst noch vergleichsweise unscheinbar vor sich hin, dann nimmt das US-Trio schließlich ein wenig Fahrt auf. Garagen-Punk nennt man das wohl, eingängig und doch fordernd mit verkappten Retro-Sub-Pop-Attacken und geschickt eingeschobenen Melodiebögen, die sich in verliebter Gitarrenarbeit äußern – ein Trend, der sich beispielsweise im gemütlichen Stop-and-Go-Track „Slow Dance II“ geschickt fortsetzt und beinahe bluesige Züge annimmt.

„TV“ mutiert hingegen zur Herausforderung und passt vielleicht deswegen prima als Single-Wahl. Sechseinhalb wilde Minuten steuern von College-Noise über kaputt-proggige Kraut-Exkurse bis zum hymnischen Rocker. Daran will man sich erst einmal gewöhnen. Wenn es eine Spur eingängiger sein darf, wäre wohl „Dat Boi“ die erste Wahl. Kratzbürstig und doch harmonisch mutet der Exkurs an, als wären die frühen Franz Ferdinand mit dem falschen Fuß aufgestanden. Mit „Everybody Thinks They Know (But No One Really Knows)“ perfektionieren sie schließlich das Indie-Schrammel-Genre und packen in „Easy Eating“ noch ein wenig Disco-Surf nebst Rock’n’Roll-Schimmelsporen.

Widerspenstig und doch so eingängig: „SLUFF“ wäre auf dem Papier ein Widerspruch in sich, der sich jedoch sukzessive in eingängigen Wohlgefallen auflöst. Hymnische Riffs, Indie-Antithesen und gekonnt abgehangene Exkurse gen Garage und sogar Prog lassen das Debüt der Naked Giants zur Liebhaberplatte mutieren, die im Club ebenso funktioniert wie mit guten Kopfhörern. Ohne Geduld geht hier jedoch nichts, selbst wenn es einen kaum auf den Sitzen hält.

Naked Giants - SLUFF

SLUFF
VÖ: 30.03.2018
New West Records / PIAS (Rough Trade)

Naked Giants @ Facebook
„SLUFF“ @ Amazon kaufen