Lonely Kamel – Death’s-Head Hawkmoth
In schöner Regelmäßigkeit packen Lonely Kamel eine gesunde Portion Rock aus. Natürlich fiele es leicht, den Sound der Norweger in die Retro-Ecke zu verfrachten, doch der bluesige Mix aus Stoner-Riffs und psychedelisch-proggigen Exkursen ist viel mehr als das. Dreieinhalb Jahre nach „Shit City“ debütiert das Quintett nun für seine neue Heimat Stickman Records mit dem deutlich ausladender gestalteten „Death’s-Head Hawkmoth“.
Wie sperrig und doch charmant dieser verfeinerte Ansatz klingt, untermauert das siebenminütige „Inside“ perfekt. Langsam, beinahe statisch rollt der Song mit einem schlichten Riff an, bäumt sich mehr und mehr auf, und lässt schließlich kaskadenartige Heavyness nebst verspielten Saitenhexereien vom Stapel. Von Sekunde zu Sekunde spielen sich Lonely Kamel weiter in einen Rausch, begleitet von bärbeißigen und doch harmonischen Vocals. Die Gitarre wirkt rauchig und wuchtig, die zunehmende Härte und Geschwindigkeit kommen verdammt gut. Gerade die finalen Minuten mit ihrem manischen Crescendo brennen förmlich unter der Haut.
Ganz so wild, losgelöst und musikalisch erhaben bleibt es zwar nicht, wohl aber auf einem konstant hohen Niveau. So gibt sich ein „Inebriated“ sehr lässig und frontal, bleibt trotz seiner Schwere aber dennoch schön entspannt und cool. Das eröffnende „Fascist Bastard“ nimmt zunächst hingegen durchaus doomige Töne an, bevor ein ausladendes instrumentales Break ein wenig in proggigen und psychedelischen Gefilden wildert. Schließlich und endlich entwickelt sich „The Day I’m Gone“ während seiner elf Minuten zu einer einzigen überlebensgroßen Jam-Session mit gesteigerter Intensität. Das grenzt schon ein wenig an bedingt begeisterndes Muckertum, unterhält aber dennoch.
Klar, manchmal lösen sich Lonely Kamel eine Spur zu weit von irdischen Sphären und verlieren sich komplett in ihrer Musik – gerade dem Rausschmeißer kann man nicht immer so problemlos folgen. Und doch packt „Death’s-Head Hawkmoth“ im besten Sinne zu. Die logische Weiterentwicklung ihrer bisherigen Platten macht den Wechsel zu Stickman verständlich, schließlich klangen die Norweger selten so ausladend, proggig und rifftastisch wie auf dieser Platte; eine Platte, in der man sich richtig schön verlieren kann.
Death’s-Head Hawkmoth
VÖ: 23.03.2018
Stickman Records (Soulfood Music)
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