Axel Rudi Pell – Knights Call

Axel Rudi Pell

Fiktives Gespräch in der U-Bahn: „Der Axel Rudi Pell hat wieder ’ne neue Scheibe veröffentlicht““ „Na und, die gleichen sich doch eh wie ein Ei dem anderen.“ Tatsächlich entspricht dieses oft gehörte Vorurteil aber nicht komplett der Wahrheit, denn waren die ersten Scheiben noch klassische 80er Jahre-Heavy Metal-Alben im Stil von Axels alter Band Steeler, enthielten die Alben mit Jeff Scott Soto und „Oceans Of Time“ deutliche Power Metal-Anleihen. Erst seit dem Meisterwerk „The Masquerade Ball“ frönen Axel und seine Mannen voll und ganz dem klassischen Hard Rock der Rainbow’schen Schule. „Knights Call“, das neueste Werk aus dem Hause Pell, ist dann auch ein ganz typisches Album der neueren Machart geworden.

Schon von der Anordnung der Songs ist „Knights Call“ als ganz typisches Axel Rudi Pell-Album auszumachen. Auf das instrumentale Intro folgt eine schnelle Heavy Metal-Nummer, die dieses Mal den Namen „The Wild And The Young“ trägt. Die Nummer geht nicht zuletzt dank Johnny Gioelis immer noch bezauberndem Gesang sofort ins Ohr und gehört zu den Glanzlichtern der Scheibe. „Wildest Dreams“ hingegen ist die typische Abgeh-Rock-Nummer – inklusive gelegentlichen Hammond-Orgel-Einlagen. Auch „Long Live Rock“ ist ein weiterer Song in diesem Stil, doch fehlt diesem eindeutig das gewisse Etwas – derart abgegriffene Songstrukturen und Melodien sind leider Wasser auf die Mühlen der Kritiker. „The Crusaders Of Doom“ ist schließlich die erste epische Nummer des Albums – man hätte den Song aber auch gut“The Masquerade Ball Part V“ nennen können, denn es mangelt ihm ebenfalls zu sehr an Eigenständigkeit.

Zum Glück sticht die Instrumental-Headbang-Nummer „Truth And Lies“ dann aber deutlich hervor, was nicht zuletzt am besonders gelungenen Einsatz der Hammond-Orgel liegt. Und auch die Ballade „Beyond The Light“ weiß zu überzeugen. Ebenfalls herausragend ist „Follow The Sun“, der zweite schnelle Song des Albums. Als eigentliches Highlight entpuppt sich jedoch die zweite epische Nummer namens „Tower Of Babylon“, die mit ihren verspielten Schlagzeug-Passagen und den düsteren Keyboard-Einsätzen für Axel Rudi Pell-Verhältnisse tatsächlich neuartig klingt. Auf dem nächsten Album darf es gerne mehrere Songs dieses Kalibers geben.

Unter dem Strich ist „Knights Call“ ein weiteres gutklassiges Axel Rudi Pell-Album geworden, das an die bandeigenen Sternstunden wie „The Crest“ aber nicht herankommt. Auch „Game Of Sins“, die letzte Scheibe, war insgesamt stilistisch breiter aufgestellt und abwechslungsreicher, daher ordnet sie sich ebenfalls über dem neuen Werk ein. Letztlich findet sich „Knights Call“ im oberen Mittelfeld der Band-Diskographie wieder. Doch auch ein „nur“ gutes ARP-Album ist immer noch besser als Vieles, was es in letzter Zeit sonst so im klassischen Hard Rock-Segment zu hören gab. Fans des Wattenscheiders sollten also, genauso wie alle Liebhaber der Rainbow’schen Rock-Schule, auch dieses Mal wieder zugreifen, während Band-Neulinge besser erst mal zu einem der Klassiker greifen. Ein Pflichtbesuch wird aber auf jeden Fall die am 26.04. startende Deutschland-Tour mit Crystal Ball im Vorprogramm, denn live wussten Axel & Co bisher immer zu überzeugen!

Axel Rudi Pell - Knights Call

Knights Call
VÖ: 23.03.2018
Steamhammer (SPV)

Axel Rudi Pell @ Home | @ Facebook
„Knights Call“ @ Amazon kaufen