Moaning – Moaning

Moaning

Die schiere Frequenz und Wucht, mit der neue Rock-Hoffnungsträger aktuell aus dem Boden schießen, macht beinahe Angst. Fast monatlich schlägt ein weiteres Powerhouse auf und verlangt volle Aufmerksamkeit. Dieses Mal sind Moaning aus Los Angeles dran. Das US-Trio versteht sich auf eine schrammelige, bissige und doch eingängige Mischung aus Post Punk und Indie Rock. Harmonien treffen auf gelebte Dissonanz und pointierte Selbstaufgabe, auf ihrem eponymen Debütalbum in zehn Kapiteln vertont.

Irgendwo zwischen schroff und charmant angesiedelt, halten Moaning dem Zeitgeist einen erschreckend ehrlichen und unverzerrten Spiegel vor. Unangenehm und doch verkappt harmoniebedürftig peitscht sich das Trio durch ihren Einstand, angeführt vom grandiosen „Don’t Go“. In knapp drei Minuten bringt der Opener den Sound der US-Amerikaner auf den Punkt: tanzbar und doch kratzbürstig, ein wenig hoffnungslos und doch verhalten in Aufbruchsstimmung fischend. Der grandiose Refrain öffnet Türen und schlägt sie sogleich wuchtig hinter sich zu. Dass hier Alex Newport (u.a. Bloc Party, At The Drive-In, Melvins) an den Reglern saß, ist kaum zu überhören.

Moaning kotzen sich auch weiterhin aus und versenken ihren Sound im Schlamm. „Useless“ spuckt wie wild um sich, besinnt sich letztlich aber doch auf halbwegs harmonische Momente. Ein „Artificial“ arbeitet auf den Indie-Dancefloor hin, nur um eine unerwartete 180°-Wendung vorzunehmen und die Axt auszupacken. Vielleicht schafft „The Same“ am ehesten den Crossover in den Genre-Mainstream. Mehr Elektronik, ein Hauch von Killers-Frühphase und doch verstörend düster – ein Hauch von Synth-Rock weht durch die Luft, der in „Tired“ eine butterweiche, semi-romantische Überspitzung findet. Zu nett? Der Rausschmeißer „Somewhere In Time“ drängt Gevatter Punk zurück in die Garage und lädt zum mechanischen Gummitwist ein.

In aller Kürze rattern Moaning ihr Programm herunter, brauchen keine 34 Minuten für den Einstand. Und doch gestaltet sich diese geballte Ladung über weite Strecken richtig gut. Vielleicht hätte der erwähnte Synthi-Kitsch nicht zwingend sein müssen, aber selbst diese kleinen Ausreißer offenbaren starke Momente und unerwarteten Tiefgang. Das Trio zeigt sich allerdings dann am besten, wenn sie so richtig vom Leder lassen und das vermeintliche sonnige kalifornische Gemüt gegen urbane Kälte und Verzweiflung eintauschen. Ob erneute Rock-Rettung oder nicht, an diesem bärenstarken Debüt wird man noch lange zu knabbern haben.

Moaning - Moaning

Moaning
VÖ: 02.03.2018
Sub Pop (Cargo Records)

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