Ducking Punches – Alamort
Dass Ducking Punches einst ihre ersten Gehversuche als Solo-Acoustic-Projekt unternahmen, scheint angesichts des heutigen musikalischen Dickichts kaum vorstellbar. Frontmann Dan Allen erweiterte seine Spielwiese um ein komplettes Band-Line-up und widmet sich einem Mix aus Punk, Rock und Folk. Auf „Alamort“ verarbeitet er nun überaus persönliche Themen und steigt schon mal in seelische Abgründe hinab. Entsprechend wuchtig und emotional aufgeladen präsentieren sich die neuen Songs.
Folk erhält eine kleine Pause, stattdessen erfährt der schroff-melodische Punk-Sound der Briten nun einen deutlichen Emo-Einschlag, von vereinzelten Screamo-Passagen begleitet. „Sobriety“ bringt dieses neue Sound-Verständnis prima auf den Punkt. Kaum angerollt, stülpt sich eine gewisse Schwermut über das punkige Gerüst und trägt gen Abgründe. Kleine Singalongs und ein trotz schroffer Präsentation unverschämt eingängiger Refrain platzieren den Song maßgenau zwischen den Stühlen. Selbst für einen kurzen Screamo-Austritt bleibt Zeit. Dass das folgende „Face The Faxe“ zumindest musikalisch eine Spur fröhlicher und melodischer wirkt, dabei aber weiterhin deprimiert, passt ins Bild.
Ducking Punches haben keine Lust, sich auf einen Sound festnageln zu lassen, und experimentieren fleißig weiter. Auf „Smoking Spot“ kollidieren gefühlvollere blink-182-Töne mit urtypischer britischer Rotzigkeit, ein Hauch von Pop-Punk trifft auf die erdrückende Last des Seins. Und ja, auch dieser leicht schiefe Refrain brennt sich ein. In „The Club With No Name“ packt das Quartett vergleichsweise bärbeißige Härte aus und zieht bleierne Seiten auf, während sich „Distant Shadows“ zur großartigen Fast-Punk-Hymne aufschwingt und sogar kurzzeitig an Jimmy Eat World erinnert.
Ein gewisses Maß an musikalischer Schizophrenie lässt sich nicht leugnen, wenn die Herren aus Norwich ihren Stiefel durchziehen. „Alamort“ ist immer noch Punk, aber kann und will so viel mehr. Neue Emo-Elemente bekommen dem Sound ebenso gut wie rohe Ehrlichkeit und schonungsloser Biss – eine grenzwertige Erfahrung mit Mitsingcharakter, wenn man so will. Ducking Punches lassen sich, ganz dem Bandnamen nach, nicht unterkriegen und spielen sich frei. Alleine dafür verdienen Dan Allen und Konsorten bereits höchsten Respekt. Die überwiegend spannenden und mitreißenden Tracks sind da nur das Sahnehäubchen.
Alamort
VÖ: 16.02.2018
Xtra Mile Recordings (Indigo)
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