Belle Adair – Tuscumbia
Belle Adair mussten gleich mehrfach Anlauf nehmen, um ihr zweites Album einzuspielen. Das Americana-Quartett aus Florence, Alabama begaben sich bereits im Februar 2015 in Studio, nur um zunächst von Donnie Fritts als Studio- und Live-Band, später von John Paul White als Tour-Begleitung verpflichtet zu werden. Mit hörbar mehr Erfahrung und Finesse unterwegs, erinnert das nunmehr erscheinende „Tuscumbia“ an die ruhige, ur-amerikanische Seite von Wilco und Beck.
Grundsympathische Pop-Untertöne, ein Hauch Indie und ausschweifende Streifzüge durch Folk und Americana begleiten diese 40 Minuten. „Get Away“ eröffnet mit Schmelz und Gefühl. Butterweiche Harmonien, maximale Eingängigkeit und federnde Leichtigkeit modellieren einen kleinen Hit aus diesen dreieinhalb Minuten. Die zweite Single „Neptune City“ ist mindestens so gut, wenn auch ganz anders. Mehr Keyboard, mehr Gefühl und mehr Tradition lassen den Track deutlich erdiger, dabei aber ebenso Ohrwurm-tauglich erscheinen.
Natürlich geht es auch ganz anders, beispielsweise in der nicht enden wollenden Tour de Force „Phantom Beach“. Locker knacken Belle Adair die Fünf-Minuten-Marke und wirken wie Getriebene, auf der Suche nach dem gewissen Etwas. Letztlich ist die Jagd nach dem besonderen Moment der entscheidende Faktor für einen weiteren Überflieger. Zwischendurch bemüht sich „Marooned“ um lockere, leichtfüßige Entspannung, während das Doppel „See It Through“ und Out On The Blue“ geschickt mit Folk- und Americana-Erwartungen spielt.
Wenn Low das Slowcore-Negativ sind, dann gehen Belle Adair als das charmant-poppige Positiv im weiten Folk- und Americana-Feld durch. Klar, „Tuscumbia“ hat etwas auf sich warten lassen, geizt nun aber keinesfalls mit Reizen. Herausragende Momente, wie die Singles und das überlange „Phantom Beach“, treffen auf gekonnte MOR-Ausritte und traditionsbewusste Tracks, von feinsinnigen Harmonien und entkauztem Grandaddy-Pop begleitet. Belle Adair wickeln sich wie eine warme Decke um die Seele, spenden Trost, richten auf und sorgen für etwas anderen Frohsinn auf ihren Streifzügen durch Alabama.
Tuscumbia
VÖ: 16.02.2018
Single Lock Records (AL!VE)
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