Van William – Countries
Schon immer schlugen zwei Herzen in Van Williams Brust. Als leidenschaftlicher Musiker bereiste er mit Port O’Brien und Waters die Welt, als Sohn eines Fischers in Alaska träumt er davon, einmal seines Vaters Job zu übernehmen. Als Papa William jedoch nach 49 Sommern sein Boot verkaufte und obendrein Vans langjährige Beziehung zerbrach, stand der Musiker erst einmal vor einem Scherbenhaufen. Statt Selbstaufgabe setzt es nun allerdings „Countries“, ein cleveres Folk-Solo-Album, das zugleich auch als Kommentar zur aktuellen soziopolitischen Lage in den USA durchgeht.
Zu den Highlights dieser Platte zählt „Revolution“, zugleich über die Probleme eines Paares und politischer Schlachtruf. Klingt abstrakt, macht musikalisch so richtig Laune. Das schwedische Folk-Duo First Aid Kit sorgt für die passenden Harmonien mit zuckriger Süße und fatalistischer Doppelbödigkeit – ein interessanter Stimmungsmix der besonders aufwühlenden Art. In „The Middle“ setzt sich die Beziehungsgeschichte fort, von süßlichen Melodien und Streicher-Reduktion halbwegs romantisch in Szene gesetzt. Dabei zeigt sich, wie über weite Strecken dieses Albums und auf eine tiefere Bedeutungsebene hinweisend, ein steter Hang zu Melancholie.
Für deutlich bessere Stimmung sorgt das flotte „Fourth Of July“, das Folk- und Americana-Sounds mit der Suche nach emotionaler Befreiung kollidieren lässt. Wieder eine Tür weiter erinnert „Cosmic Sign“ an die Genre-Vorväter der 70er Jahre. Williams Traditionsbewusstsein kommt gut und brennt sich ein, im noch eine Spur größeren „Never Had Enough Of You“ großartig fortgesetzt. Und dann ist da noch die energische Uptempo-Granate „Before I Found You“, ein leidenschaftlicher Opener par excellence mit Indie-Crossover-Potential.
So sehr man Port O’Brien vermissen mag, William macht seine Sache auf Solopfaden verdammt gut. „Countries“ ist der erwartete Befreiungsschlag, eine geschickte Aufarbeitung aufwühlender Monate mit stetem Blick in eine hoffentlich fröhlichere Zukunft, begleitet von einem geschickt arrangierten Folk-Mix aus Tradition und Moderne. Durchgehend unterhaltsame Songs und ein überaus ehrlich wirkender Künstler setzen ein erstes kleines Genre-Highlight 2018.
Countries
VÖ: 19.01.2018
Fantasy Records (Universal Music)
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