Shame – Songs Of Praise
Einst aus Spaß gegründet, ist bei Shame von Jux und Tollerei mittlerweile nichts mehr zu spüren. Das britische Quintett gilt als heißeste Post-Punk-Aktie des noch jungen Jahres. Als ausgewiesene Fans von The Fall und Television Personalities wildern Charlie Steen und Konsorten in der Ursuppe des Genres, vermischt mit der Aggression ihrer frühen Wegbegleiter Idles. Auf dem Debütalbum „Songs Of Praise“ verdichten Shame nun das, was sie als ‚Surrealismus der Realität‘ bezeichnen.
Die bisherigen scharfkantigen Singles stehen exemplarisch für den pointierten Biss der Briten. Ein „Concrete“ zittert sich ein paar Sekunden lang ins Arrangement hinein, nur um urplötzlich aufs Gaspedal zu treten und herrliche 80s-Erinnerungen aufkommen zu lassen. Steens ausladende Gesten wechseln sich mit beschwörendem Flüstern ab, die hibbelige Rhythmusabteilung und die scharfkantigen Gitarren machen im besten Sinne Angst. Im Anschluss wirkt „One Rizla“ geradezu tiefenentspannt, kokettiert mit Indie- und Alternative-Tönen, und stimmt verheerende Chöre an. Hier wird der Dissonanz das erste von vielen Denkmälern erbaut.
Kleine Ausrufezeichen am laufenden Band säumen diese 38 Minuten. Da wäre „Gold Hole“, dieses herrlich dichte wie widerborstige Arrangement mit seiner schreienden Solo-Gitarre, die immer wieder aus dem Dickicht ausbricht, oder das ellenlange, stellenweise ein wenig an den Psych-Fuzz von Toy erinnernde „Angie“, das nicht so recht in Schwung zu kommen scheint, letztlich aber schon längst angekommen ist. Oder „Dust On Trial“, der manische Opener mit bärbeißiger Protomartyr-Wucht, der in gelegentlichen Noise-Kaskaden wild um sich schlägt. Oder, oder, oder…
Alles bissig, alles wuchtig, alles Wahnsinn: Shame finden eine Formel für ihren betont kaputten Sound, der sich durch Abwechslung, Direktheit und Grenzerfahrungen auszeichnet. „Songs Of Praise“ preisen bestenfalls das Chaos des Status Quo und bringen Verweigerungshaltung auf den Punkt. Zwischen Post-Punk-Ursuppe und episodischer Entstellung der brutalen Realität debütieren fünf Briten mit einem mächtigen Versprechen für die Zukunft.
Songs Of Praise
VÖ: 12.01.2018
Dead Oceans (Cargo Records)
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