Farben/Schwarz – Drei

Farben/Schwarz

Ruhig sitzen bleiben und alles über sich ergehen lassen? Nicht mit Farben/Schwarz: Das Hamburger Quartett zieht die Daumenschrauben nach zwei intensiven EPs an und legt den Finger in die sprichwörtliche Wunde, nachdem zuvor noch ordentlich Salz reingestreut wurde. Aua? Und wie, aber so richtig. Das dritte Kleinformat hört auf den erwartbaren Titel „Drei“ und denkt den angepunkten Post-Hardcore-Sound in fünf manischen Kapiteln weiter.

„Apokalypse Superior“ – rundherum geht die Welt unter, aber Hauptsache die Drinks sind kalt. Human-Lethargie trifft auf wütendes Riffing, eingestreute emotionale Kälte und spitze, wütende Schreie. Purer Frust mit der Gesellschaft schäumt in drei explosiven Minuten förmlich über. Danach zieht „Das dunkelste Bild“ in den Krieg und betrachtet, wie der letzte Funke Menschlichkeit von Stacheldraht zerrissen wird. Bedeutungsschwangerer Midtempo-Groove, klirrende Gitarren und ein Hauch von Melodie lassen auch zwischen den Zeilen tief blicken.

Fair Trade oder doch Ausbeutung? „Darfs ein bisschen fair sein“ setzt sich mit Werbung und Konsumgesellschaft auseinander, im dazugehörigen Video von bissigen Bildern begleitet. Der konstant steigende Druck, gerade Richtung Chorus, kommt verdammt gut. Wieder eine Tür weiter trifft das Warten auf eine Revolution auf die eigene Tatenlosigkeit, wenn „Feuer mit Feuer“ zwischendurch sogar so etwas wie Gesang auspackt und unter die Haut geht. Abschließend zeichnet „Stallgeruch“ deutliche Bilder in angepunkter Core-Selbstaufgabe samt fieser Tempo-Verschleppung.

Lorbeeren werden überbewertet und Farben/Schwarz haben so und so hörbar keinen Bock, sich auf irgendetwas auszuruhen. Stattdessen gestalten sie „Drei“ direkter und pointierter denn je, begleitet von der vollen Strahlungskraft der jüngeren Post-Hardcore-Schule. Fünf gute Songs setzen die Reihe guter Releases der Hamburger fort und lassen ein erstes Album erwarten. Reif für den ganz großen Wurf wären Farben/Schwarz so und so schon lange.

Farben/Schwarz - Drei

Drei
VÖ: 19.01.2018 (DL-Single)
Sportklub Rotter Damm

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