Telquist – Strawberry Fields
Anfang 20 und schon so gut: Telquist frustiert und verwundert. Wohnhaft und studierend in Regensburg, verschreibt sich der Jungspund dem klassischen Pop-Format, wohlweislich von einer alternativen, bunt und doch lässig schimmernden Seite aufgezogen. Ein Hauch Indie hier, eine Prise FM4 da, dazu hörbares Faible für charmanten Art Pop – fertig ist das Debütalbum „Strawberry Fields“ mit seinen zwölf kurzweiligen Perlen.
Dichte, durchaus manische Tieftöne und gekonnte Lässigkeit gehen 47 Minuten lang Hand in Hand, begleitet von so manchem Leckerbissen. Da wäre beispielsweise „Runners“ mit seinem Anti-Tempo, der dichten Bassline und leicht obskuren Vocal-Samples. Über diesem Konvolut thront Telquist, wirft seine Zeilen nonchalant in den Ring, ein wenig über den Dingen stehend, distanziert und doch mittendrin. Im folgenden „Release Me“ wacht er ein wenig auf, begleitet von Reggae-Rhythmen und beseeltem Tanz. Klingt überaus seltsam und abseitig, fügt sich nach ein paar Durchläufen aber prima zusammen.
Überhaupt, der Faktor Geduld – ganz wichtig für dieses „Strawberry Fields“. Telquist zäumt seine Tracks gerne von hinten auf und reiht unorthodoxe Herangehensweisen an klassische Muster, was allerdings prima funktioniert. Ein „Himmelblau“ müsste mit seinen quengeligen Samples eigentlich nerven, macht sich als Antithese zur EDM-Sinn(los)suche allerdings verdammt gut. Zwischendrin lässt „If The Bomb“ Soul-Pop mit Post-Indie-Something kollidieren und verzückt auf ganzer Linie. Dann bemüht sich „Chances“ abermals um einen Hauch von elektrifizierender Reggae-Lässigkeit und wird vom in Salzsäure zersetzen Folk-Entwurf „Bench“ wahlweise zerschossen oder begleitet.
Von offenen Räumen scheinbar angezogen, wirft Telquist genüsslich ein paar Ideen ein, lässt reihenweise musikalische wie textliche Interpretationsansätze zu, und trollt sich urplötzlich wieder, verschmitzt lächelnd. „Strawberry Fields“ entzieht sich geschickt jeglichen Kategorisierungsversuchen, liefert dafür Ansatzpunkte und denkt, kaum angekommen, schon wieder einige Ecken weiter. Das Ergebnis: unorthodoxe und doch unwahrscheinlich eingängige Popsongs, die man weder von einem Debütalbum noch von einem so jungen Künstler erwarten würde. Entsprechend fährt Telquist mit Erwartungen Schlitten und packt, quasi im Vorbeigehen, ein letztes großes Art-Highlight 2017 aus.
Strawberry Fields
VÖ: 08.12.2017
Wohnzimmer Records (Rough Trade)
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