Robert Finley – Goin‘ Platinum!
Robert Finley ist ein Spätzünder. Der Army-Veteran bestritt seinen Lebensunterhalt jahrzehntelang als Zimmermann und betrieb Musik nebenbei als Hobby. Eine Organisation für ältere, unterprivilegierte Musiker verhalf dem Mitt-Sechziger vergangenes Jahr zu seinem Debütalbum, kurz darauf wurde er von Dan Auerbach (The Black Keys) für sein Label gesignt. Auerbach wird nicht müde, von Finleys Stimme zu schwärmen, schrieb und produzierte sein zweites Album „Goin‘ Platnum!“ mit und lud gleich allerlei Studiomusiker-Prominenz ein.
Hinter diesen knapp 32 Minuten steckt eine wahrhaft unwirkliche Geschichte. Dass Finley ein Studio-Newcomer ist, hört man den Songs mit deutlicher Auerbach’scher Handschrift aber zu keiner Zeit an. Unterstützt von Musikern, die unter anderem mit Legenden wie Aretha Franklin, JJ Cale und Elvis Presley arbeiteten, fühlt sich der Senior aus Louisiana hörbar wohl in seiner Haut. Die erste Single „Medicine Woman“ pendelt ein wenig zwischen Soul, Blues und Rock’n’Roll mit typischer Black Keys-Weirdness. Das Arrangement ist stark, Finley eine Offenbarung. Die Power von Marvin Gaye, die Stimmfarbe von Tom Jones und die belegten Stimmbänder eines Mannes, der viel gesehen und erlebt hat – bereits die ersten Noten gehen unter die Haut.
Abgesehen vom etwas schmalzigen Finale „Holy Wine“ – Finleys Falsettgesang erreicht nicht unbedingt die Klasse seiner eigentlichen Sangesstimme -, entwickelt sich diese Platte zum kleinen Siegeszug. Besonders charmant: „Real Love Is Like Hard-Time“, ein herrlich souliger Gassenhauer mit 60s-Flair und verschmitztem Unterton. Der etwas schräge, düstere Opener „Get It While You Can“ zwischen folkigem Twang und Bacon-Lyrics macht mindestens so viel Laune wie die rockige Liebeserklärung „Honey Let Me Stay The Night“ und das durchaus tanzbare „You Don’t Have To Do Right“ mit angenehmer Blues-Note.
Age is but a number, das beweist Robert Finley mit seinem zweiten Album. Vom verschmitzten Titel über beseelte Lässigkeit bis zur grandiosen Stimme gestaltet sich „Goin‘ Platinum!“ als mächtiger Siegeszug mit einer Mini-Schwachstelle und durchgehend grandiosen Tracks rundherum. Finley baut nicht nur locker auf seinem deutlich traditionelleren und nicht minder starken Debütalbum auf, sondern entpuppt sich als unerwarteter Gewinn mit begnadetem Talent. Auf dass ihm noch viele Alben beschert sein mögen.
Goin‘ Platinum!
VÖ: 08.12.2017
Easy Eye Sound / Nonesuch Records (Warner Music)
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