Report Suspicious Activity – Leviathan
Ungereimtheiten bei der Kür von George W. Bush zum 43. US-Präsidenten inspirierten Vic Bondi (u.a. Articles Of Faith, Alloy) aus dem musikalischen Vorruhestand zurückzukehren und neue Songs aufzunehmen. Schnell wurde daraus Report Suspicious Activity, eine Band um Mitglieder von Jawbox und Channels. Nach zwei Alben und einer EP war erst einmal Schluss. Zwei Viertel zogen aus New York weg, das Projekt war auf Eis gelegt. Zwei Tage nach der Trump’schen Präsidentschaftskur dann der erste Anruf – und jetzt das Comeback mit „Leviathan“.
Dass sich diese Reunion lohnt, lässt sich bereits in den ersten Noten des Openers „Executive Decision“ erkennen. Brodelnde Spannung begleitet diese leicht kaputte und doch unverschämt eingängige Hymne, im grandiosen Refrain gleich von allen drei Sängern vor(an)getragen. Man wartet darauf, dass Report Suspicious Activity komplett am Rad drehen, doch letztlich besinnt sich das Quartett nur auf angedeutete Gefahr und ein kleines Post-Grunge-Break zwischendurch.
Natürlich geht es auch anders. Der Titelsong „Leviathan“ tritt eine ganze Welle von kurzen, angepissten und angepunkten Blendgranaten mit dezentem Dead Kennedys-Einschlag los. Gerade „Subtle“ räumt in diesen Gefilden ordentlich ab, während das balladeske „Broken“ feststellt, dass selbst Jesus nicht mehr helfen kann. Was nun? Vielleicht „America’s Got Talent“, die hibbelige Abrechnung mit dem Status Quo zwischen Weißem Haus und Establishment, oder die herrlich spitzfindige Hymne „Prosperity Gospel“. Und dann ist da natürlich noch Platz für den genialen Abräumer „All Your Insiders Are Out“ – ruhiger Beginn, plötzliche Explosion und wilde Blechbläser im angepunkten Finale, eben ein echtes Brett.
Es gibt nur sehr, sehr (sehr!) wenige Dinge, die an der US-Präsidentschaft Donald Trumps halbwegs positiv zu bewerten sind. Die Wiedererstarkung politisch motivierter Bands, wie eben Report Suspicious Activity, gehört mit Sicherheit dazu. „Leviathan“ ist ein klassicher Fall von ‚Zeit stehengeblieben‘ – energisch, angepisst und verhalten hoffnungsvoll, dazu drastisch wie eh und je. Pünktlich zum Jahresende verteilen vier US-Amerikaner überaus verdiente Arschtritten an jemanden, der förmlich um solche bittet.
Leviathan
VÖ: 15.12.2017
Arctic Rodeo Recordings (Broken Silence)
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