Curtis Harding – Face Your Fear
Modern, hibbelig, elektronisch – die Soul- und RnB-Gegenwart wirkt hektischer und vielschichtiger denn je. Gerne nimmt man die Rückkehr zu den Wurzeln des Genres an, eine feine Dosis Eskapismus, angelehnt an Größen wie Otis Redding oder Sam Cooke. Hier kommt Curtis Harding ins Spiel, der Jahre lang in verschiedenen Bands und im Gospelchor gesungen hatte. Sein Debüt „Soul Power“ erschien vor drei Jahren, mit „Face Your Fear“ steht nun ein beseelter Nachfolger mit Motown-Flair und Blues-Charme in den Läden.
In elf kurzweiligen Kapiteln begibt er sich auf eine kleine Zeitreise und verpasst dem Retro-Sound frische Impulse, wenig überraschend von Danger Mouse in Szene gesetzt. Der Opener „Wednesday Morning Atonement“ gibt das Tempo vor. Harding bedient sich vertrauter Muster, packt etwas jüngere Sounds in den Mix und klingt somit wie aus der Zeit gefallen. Seine butterweiche, bedeutungsschwangere Stimme, die gerne mal in höhere Register wechselt, erweist sich als sprichwörtliches Tüpelfchen auf dem I.
Große Gefühle finden in weiterer Folge immer wieder Einzug in Hardings Sound, musikalisch höchst unterschiedlich ausgelegt. „Dream Girl“ wirkt mit seinen Keyboard-Klängen und elektronischen Untertönen wie ein Zugeständnis an modernere Zeiten, bleibt jedoch tief in der alten Schule verhaftet. Ebenfalls angenehm lebhaft: „On And On“, ein etwas hektischeres und doch so kurzweiliges Stück Musik. Zwischendurch greifen „Welcome To My World“ und „Need My Baby“ etwas zu tief in den Kitschtopf, lassen sich aber von starken Vocals und dem herrlichen, lebendigen Grenzgänger „Till The End“ ganz locker kaschieren.
Ansatzlos zur souligen Vollkommenheit: Curtis Harding klingt, als hätte er nie etwas anderes gemacht, als den Größen der 60s zu lauschen. „Face Your Fear“ konzentriert sich auf wenige pointierte moderne Zugeständnisse, jedoch stets tief in der dicken Retro-Gefühlwelt verankert. Die Stimme des US-Amerikaners alleine macht diesen Zweitling zur Empfehlung für Traditionalisten, dezente Pop-Anteile fördern den Crossover-Gedanken – eine von vorne bis hinten lebhafte wie bewegende und tanzbare Platte.
Face Your Fear
VÖ: 27.10.2017
Anti (Indigo)
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