Pale | Seas – Stargazing For Beginners
Eigentlich sollte 2014 das Jahr von Pale | Seas werden. Von der Indie-Presse für ihre Kleinformate und Live-Konzerte gefeiert, stand ein Debütalbum bereits in den Startlöchern. Die Briten waren mit dem Ergebnis jedoch nicht zufrieden und tauchten einfach mal ein paar Jahre unter, um auf der Isle of Wight alles unter besonderen Voraussetzungen neu einzuspielen. Der etwas ungewöhnliche Aufwand macht sich auf „Stargazing For Beginners“ hörbar bezahlt.
Jacob Scott singt Songs, mit denen er einst eine verflossene Liebe zurückgewinnen wollte. Er schrieb sie alle bei Nacht, und so wurden die Tracks auch ausschließlich zu später Stunde aufgenommen. All dieser Einsatz und künstlerische Anspruch äußert sich in zehn faszinierenden Indie-Perlen, butterweich und doch so fordernd geschrieben. Da wäre beispielsweise das herrlich süßliche und doch so eindringliche „In A Past Life“, das durch vier fluffige Minuten federt, oder der nachdenkliche Opener „Into The Night“ mit spontanen Shoegaze-Gitarrenwänden.
Schnell etabliert sich „Someday“ als Hit dieser Platte. Scotts zittriger, leicht schräger Gesang zeigt unnachahmliche Präsenz, getragen von bissigen Gitarren und dezenter Keyboard-Untermalung. Melodische Romantik und Understatement bleiben stete Begleiter, die unter anderem den feinfühligen Titelsong oder das brave „Heal Slow“ vorantragen. Neben diesen balladesken Exkursen wirkt das überlange, monströse „Evil Is Always One Step Behind“ mit seiner schroffen zweiten Hälfte samt Post-Rock-Ausflug geradezu brachial, ohne jedoch den bekannten Kurs der vertrauten Klinge zu verlassen.
„Stargazing For Beginners“ umgibt eine unwirkliche Atmosphäre, so entrückt und doch vertraut wirkt der Sound der jungen Briten. Wie auch immer dieser Einstand zuerst geklungen haben mag, der zweite Anlauf lohnt sich definitiv für Pale | Seas, wenn man denn etwas Geduld mitbringt und das Album auf sich wirken lässt. Feinsinnige Melodieführung, eine unheimlich spannende Stimme und die zwischen romantisch und gespenstisch pendelnde Stimme geben den knapp 42 Minuten einen ganz speziellen Touch – ganz anders und doch so heimelig.
Stargazing For Beginners
VÖ: 24.11.2017
Abbey Records (AL!VE)
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