The Rural Alberta Advantage – The Wild
Wie der Name verrät, kommen The Rural Alberta Advantage aus der kanadischen Provinz… Ontario? Hinter dem Verwirrspiel steckt charmanter Folk Rock mit Indie-Einschlag, der seit einem Jahrzehnt die nordamerikanischen Charts in Spannungsfeld zwischen Tradition und Alternative aufmischt und bereits verdient mit dem einen oder anderen Preis dekoriert wurde. Auf „The Wild“ ist erstmals Robin Hatch zu hören, die erst im vergangenen Jahr Amy Pond ersetzte und sich fortan um Keys, Bass Pedal und Backings kümmert.
Bereits der Opener „Beacon Hill“ zieht binnen Sekunden in media res. Nils Edenloffs fordernder, leicht nasaler Gesang treibt den charmanten Folk-Rocker voran, begleitet von forschem Geschrammel und filigran-melodischer Note – ein sympathischer Kontrast, der durch die explodierende E-Gitarre steil geht. Die aktuelle Single „Brother“ bemüht sich hingegen um deutlich melancholischere Töne und erhöht die Intensität deutlich. Gänsehaut und kleine Low-Momente machen diese dreieinhalb Minuten zu einem der großen Album-Highlights.
Was dieses vierte Studioalbum der Kanadier so sympathisch macht, ist dessen unheimliche Bandbreite. „Wild Grin“ entdeckt beinahe punkige Klänge für sich und bricht Geschwindigkeitsrekorde. Wer hier ruhig sitzen bleibt, dem ist nicht mehr zu helfen. Im krassen Gegensatz dazu erinnert „White Lights“ im besten Sinne an die Anfänge von Arcade Fire und brennt sich ebenso ein wie das traditionell angehauchte „Dead/Alive“ und das ausladende „Selfish Dreams“. Letzterer Song überrascht mit dezenten Americana-Momenten und wütenden, rollenden Drums in einem Meer an Fernweh.
Natürlich bleibt die Spielzeit etwas knapp bemessen, etwas unterhalb der 33-Minuten-Marke, und doch ist in dieser relativ kurzen Zeit alles gesagt. The Rural Alberta Advantage lassen sich auch vom ersten Line-up-Wechsel ihrer Karriere nicht aufhalten und zeigen sich auf „The Wild“ gleichermaßen forscher und einfühlsamer. Ein Hauch von Punk hier, Weltschmerz da und ganz viel Folk-Cleverness darübergestreut – eine Platte zum Gernhaben, kondensierter Herbstcharme in Notenform.
The Wild
VÖ: 13.10.2017
Paper Bag Records (Membran)
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