Farewell Dear Ghost – Neon Nature
Philipp Szalay war schon immer ein Reisender, das ließ er in der Vergangenheit immer wieder in den Texten seiner Band Farewell Dear Ghost anklingen. Und so verwundert es kaum, das es den Grazer nach dem Release des genialen Debüts „We Colour The Night“ in die Welt hinauszog. Von einem Trip nach China im vergangenen Jahr tief beeindruckt, verfeinerte Szalay Line-up und Sound, vergrubt sich samt Band im Studio und legt, nach einem EP-Zwischenschritt, nun das zweite Band-Album „Neon Nature“ nach.
Die logische Weiterentwicklung von „We Colour The Night“ wirkt noch eine Spur elektronischer und poppiger, ohne dabei auf sympathisch freigeistige Klänge und globalisierte Grenzerfahrungen zu verzichten – Indie-Charme mit Radiofreundlichkeit und pointierten Widerhäkchen, sozusagen. Das fängt bereits beim herrlich luftigen „Hollywood Dreaming“ an, zugleich federleicht, verspielt und doch pointiert durch luftigen Keyboard-Pop/Rock schreitend. Das folgende „Pink Noise“ gibt sich deutlich lauter und fordernder, packt sein ungewohnt forscheres Auftreten zugleich aber in unverschämt eingängige Synthi-Teppiche mit lässigem Twang.
„Tease“ ist so etwas wie die Antithese zu besagter Single. Das Duett mit der oberösterreichischen Sängerin Avec spielt sich in weitestgehend ruhigen, balladesk angehauchten Gefilden ab, hört sich irgendwo zwischen elektronischem Spiritual und Post-Pop/Rock-Ausflug. Ein „Prince Of Saigon“ nimmt das Tempo raus, experimentiert kurz mit fernöstlichen Elementen und erinnert schließlich wohlig an Empire Of The Sun. Wieder eine Tür weiter bemüht sich „Friar Park“ um herrlich verschachtelten Indie-Sound mit Ohrwurm-Refrain und unorthodoxer Struktur.
An die Ausnahmeklasse von „We Colour The Night“ reicht „Neon Nature“ nicht heran, aber da beschwert man sich freilich auf nach wie vor hohem Niveau. Die überlebensgroße Präsenz mag dem Zweitling von Farewell Dear Ghost zwar stellenweise fehlen, die Songs sind aber nach wie vor kurzweilig und unterhaltsam, eine Spur elektronischer und offener gehalten. Hat man sich erst einmal an das verfeinerte Klangbild gewöhnt, wartet ein weiterer Strauß Buntes mit sympathischen Tracks, cleverem Songwriting und ordentlich Herzblut – mächtig und bärenstark.
Neon Nature
VÖ: 13.10.2017
Ink Music (Rough Trade)
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