Dhani Harrison – IN///PARALLEL
Um etwaigen Fragen zuvorzukommen: Ja, er ist DER Dhani Harrison. Ja, er tritt in große musikalische Fußstapfen. Der Grammy-Gewinner und Frontmann von thenewno2 arbeitete in den letzten Jahren vor allem an Soundtracks und lässt diese Erfahrungen nun in sein erstes Solo-Album einfließen. Tatsächlich ist „IN///PARALLEL“ eine überaus eklektische musikalische Collagenarbeit geworden, die nur rudimentär mit Harrisons Band und herzich wenig mit seinem berühmten Vater zu tun hat. Und gerade das macht die Platte so spannend.
Kein großer Popsong, keine treibenden Riffs, dafür Genreclash und elektronische Grenzerfahrungen: In 59 Minuten sträubt sich Harrison auf gleichermaßen eingängige wie avantgardistische Weise gegen alles und nichts. Der Vorbote „All About Waiting“ zählt zweifelsohne zu den radiofreundlicheren Tracks dieses Debüts. Hektische Strophen mit Gorillaz-Touch treffen auf Britpop und Retro-Charme im Refrain, umrahmt von unorthodoxen Spielereien an der Synthi-Maschine. Sperrig und doch als Ohrwurm konzipiert – Widersprüche machen den eigentümlichen Charme dieses Albums aus.
Seinen vielleicht besten Song platziert Harrison gleich an zweiter Stelle. „#WarOnFalse“ sträubt sich konsequent gegen jegentliche Kategorisierung. Herrlich gesäuselte Desert-Rock-Vocals treffen auf Industrial-Spielereien, Sinnsuche auf Störsignale – klingt kurios, brennt sich aber sofort ein. An anderer Stelle, im ebenfalls grandiosen „Poseidon (Keep Me Safe)“, kreuzt er Radiohead mit Portishead, ohne dabei den, pardon, Kopf zu verlieren. „Úlfur Resurrection“ packt sogar stellenweise ein herrlich derbes, breitbeiniges Gitarrenriff aus, experimentiert allerdings rundherum mit TripHop und beatesker Reflexion, nur um urplötlich abzuebben.
Was der Autor damit sagen will, bleibt oft im Verborgenen. Gerade das macht den Reiz von „IN///PARALLEL“ zu einem gewissen Grad aus. Harrison wirft Unmengen an Fragen auf und bemüht sich erst gar nicht, diese zu beantworten. Stattdessen klatscht er einen komplexen wie faszinierenden Batzen Musik hin und überlässt es seiner Nachwelt, diesen zu entschlüsseln. Sperrig ist es, dieses Solo-Debüt, und doch so begeisternd in seiner Fülle an Ideen, Einflüssen und Klang-Landschaften.
IN///PARALLEL
VÖ: 06.10.2017
BMG Rights Management / ADA (Warner Music)
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