Living Colour – Shade
Obwohl ihr letztes Album „The Chair In The Doorway“ bereits stolze acht Jahre auf dem Buckel hat, war es alles andere als still um Living Colour. „Cult Of Personality“ wurde zum Einmarsch-Track für Wrestler- und UFC-Fighter CM Punk, Wrestlemania-Live-Auftritt inklusive. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete man bereits an einer neuen Platte, die nun, mit amtlicher Verspätung, endlich in den Läden steht. Auf „Shade“ arbeiten Living Colour erstmals seit „Stain“ 1993 wieder mit Produzent Andre Betts zusammen und werfen einen ungeschönten, kritischen Blick auf den gesellschaftlichen Status Quo in den USA.
Bereits bestens bekannt: „Who Shot Ya“, das Biggie-Cover mit organischen Beats und fieser Gitarre. Im Gegensatz zum vorab veröffentlichten Mixtape fehlt die Armada an Gästen, was dem Track durchaus gut bekommt. „Program“ hat zwar seinen Rap, dafür auch ein Monster-Riff und einen noch besseren Refrain. Wer genau auf den Text achtet, hört eine kleine Fortsetzung von „Cult Of Personality“ heraus. Der bärenstarke, wuchtige und doch genussvoll schwerfällige Blues-Standard „Preachin‘ Blues“ rundet das Singles-Paket gelungen ab.
Aber auch hinter diesen Vorboten tummeln sich spannende Momente. „Blak Out“ spielt ein wenig mit 90s-Thrash, der Opener „Freedom Of Expression (F.O.X.)“ entpuppt sich als verspielte Crossover-Hymne und „Inner City Blues“ wird seinem Namen überaus lässig und tiefenentspannt gerecht. In „Pattern In Time“ versteckt sich sogar eine knüppelharte und doch eingängige, schwermetallische Perle, die an die erfolgreichen Anfangstage Living Colours erinnert. Die obligatorische Halb-Ballade „Two Sides“ mag eine Spur zu lang geraten sein, unterhält aber dennoch.
Was bei all diesen unterhaltsamen Momenten und individuellen Highlights aber auf keinen Fall unter den Tisch fallen darf: Der eigentliche Star ist das Album. „Shade“ punktet vor allem mit seinem homogenen, wuchtigen Gesamtbild, mit pointierter Sozialkritik, die momentan aktueller denn je ist, und einer gesunden Mischung aus metallischem Revivalism und neuer, bluesiger Note. Über 30 unglaubliche Jahre nach ihrem Debüt sind Living Colour stärker denn je.
Shade
VÖ: 08.09.2017
Megaforce Records (H’art)
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