Jag Panzer – The Deviant Chord
Es ist gerade mal wenige Jahre her, da waren Jag Panzer eigentlich schon Geschichte. Nach zwei weniger erfolgreichen Alben („The Scourge Of Light“ im Jahr 2011 und „Casting The Stones“ ganze sieben Jahre davor) und internen Bandquerelen gab man vor sechs Jahren die Bandauflösung bekannt. Für viele Fans härterer Klänge kam dies einem schweren Verlust gleich, haben die US-Metaller mit Klassiker-Alben wie „Ample Destruction“ und „Thane To The Throne“ doch gehörig Staub aufgewirbelt. 2017 sieht die Lage zum Glück wieder viel besser aus. Sangesgott Harry ‚The Tyrant‘ Conklin und vier seiner langjährigen Mitstreiter haben sich noch einmal zusammengerauft und mit „The Deviant Chord“ eine Scheibe eingespielt, die ihre direkten Vorgänger in Ehrfurcht erzittern lässt.
Tatsächlich ist das neue Album im Vergleich zu den letzten beiden Alben ein deutlicher Qualitätssprung nach oben. „The Scourge Of Light“ war durchaus gutklassig, keine Frage, doch „The Deviant Chord“ ist deutlich mehr als das, was sich bereits beim Opener „Born On The Flame“ verdeutlicht. Der grundsätzlich sehr schnelle und harte Song ist im Refrain, bei dem Harry Conklin zur Höchstform aufläuft, extrem hymnisch, ja geradezu einschmeichelnd ausgefallen und weiß somit vollauf zu überzeugen. Über „Far Beyond All Fear“ lässt sich Ähnliches sagen, während der Titelsong „The Deviant Chord“ als episch-getragene Stampfnummer für die nötige Abwechslung sorgt.
Mit „Foggy Dew“ hat sich unter die zehn Titel des Albums auch die Coverversion eines irischen Folksongs gemogelt, die zwischen ruhigen, folkloreartigen Parts und metallischen Abschnitten hin- und herpendelt. Der Songtitel „Long Awaited Kiss“ klingt zwar sehr kitschig, doch musikalisch ist die violinenunterlegte Ballade glücklicherweise sehr bewegend, ja geradezu tieftraurig ausgefallen. Nach zwei Dritteln des Albums zeigt sich bereits, dass „The Deviant Chord“ nicht nur überaus hochwertig, sondern auch extrem abwechslungsreich ausgefallen ist. Auch im letzten Drittel lässt das Album nicht nach und hält mit dem Speed-Kracher „Fire Of Our Spirit“ sogar noch ein weiteres Highlight bereit.
Insgesamt lässt sich die neue Jag Panzer-CD einfach nur als atemberaubend bezeichnen, und da mit „Black List“ und „Salacious Behaviour“ auch lediglich zwei „nur“ okaye Songs vertreten sind, kratzt die Scheibe wertungsmäßig konsequenterweise knapp die Höchstnote an. Klar, „Ample Destruction“ war wuchtiger, das Macbeth-Konzeptalbum „Thane To The Throne“ war epischer und verspielter, doch „The Deviant Chord“ ist im Gesamtbild extrem stimmig ausgefallen und reiht sich in der nun zehn Alben umfassenden Diskographie gleich hinter diesen beiden Hochkarätern ein. Leider wird es in absehbarer Zeit keine Möglichkeit geben, die neuen Songs live zu begutachten. Es bleibt somit nur zu hoffen, dass die neue Scheibe die verdienten Lorbeeren einfährt und das Jag Panzer-Comeback von längerer Dauer sein wird, denn so stark wie auf „The Deviant Chord“ war das Quintett seit vollen 17 Jahren nicht mehr!
The Deviant Chord
VÖ: 29.09.2017
Steamhammer (SPV)
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