Mammút – Kinder Versions
In ihrer isländischen Heimat längst eine Institution, drängen Mammút nun mehr und mehr auf den europäischen Markt, und das erstmals sogar auf Englisch. Kata Mogensen wagt sich an eine neue Sprache, ohne dabei auch nur einen Hauch der besonderen Aura des Quintetts einzubüßen. Irgendwo zwischen Alternative, Art Rock und Post Punk Pop angesiedelt, entführt „Kinder Versions“ auf eine ungewöhnliche musikalische Reise.
„Kinder Versions“ ist alles andere als leichte Kost, was bereits die ungewöhnlich organisierte Tracklist zeigt. Die beiden längsten Songs eröffnen diese Platte und geben sich herrlich sperrig. „We Tried Love“ stürzt sich sogleich auf einen wirr bouncenden Bass und Mogensens ähnlich exaltiert über die Tonleiter flirrenden Gesang. Natürlich erinnern Intonation und Klangfarbe zuweilen ein wenig an Björk, was aber nicht unbedingt etwas mit der Herkunft zu tun hat. Während man noch über den Gesang philosophiert, steigern sich diese siebeneinhalb Minuten weiter und weiter, beeindrucken mit eingängigen, zuweilen sogar poppigen Momenten zwischendurch.
Der zweite Gigant „Kinder Version“ wirkt fordernder, scharfkantiger und überrascht mit einer finsteren, durchaus bedrohlichen Seite. Nicht nur hier schimmert ein gewisses Kraut-Fundament durch, das im Laufe des Albums immer wieder in herausfordernde Sphären entführt – siehe und höre unter anderem der Rausschmeißer „Sorrow“. Aus dem balladesken Liedchen wird urplötzlich ein Bass-Monster mit experimenteller Wildnis. Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise die jazzig angehauchte Single „Breathe Into Me“. Im schrägen „What’s Your Secret?“ geben sich Mammút schließlich dem Groove-Bounce hin.
Alles, nur keine leichte Kost, und gerade deswegen so spektakulär: „Kinder Versions“ zeigt, dass eingängige Songs durchaus verdammt sperrig klingen können. Mammút wirken, nicht nur aufgrund Kata Mogensens Gesang, typisch isländisch – komplex, unorthodox, zig-fach um die Ecke gedacht und doch Ohrwurm-tauglich. Krautige Einflüsse treffen auf feinfühligen Art Rock und plötzliche, unorthodoxe Wendungen zwischen Jazz, Pop und unzähligen weiteren Genres. Mammút haben etwas zu sagen, und zwar vor allem über die Musik – eine faszinierende, immer wieder aufs Neue reizvolle Platte.
Kinder Versions
VÖ: 14.07.2017
Bella Union / PIAS (Rough Trade)
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