Trevor Sensor – Andy Warhol’s Dream

Trevor Sensor

Die Stimme. Diese unfassbar eigentümliche Stimme. Schräg, schrill und schroff, zugleich aber tief und weise. Und das von diesem Babyface. Wenn Trevor Sensor den Mund aufmacht, kollidieren ganze Planeten. Der 23jährige wollte sich eigentlich seinem Literatur- und Philosophie-Studium widmen, als er bei einem Bar-Gig von Killers-Gitarrist Dave Keuning entdeckt wurde. Eine Sache führte zur nächsten, und nun steht Sensors Debütalbum „Andy Warhol’s Dream“ in den Läden.

In guter, alter Folk-Tradition gibt sich der Jungspund kritisch und doch fordernd, wenn das mit Americana-Untertönen ausgestattete „High Beams“ das Album eröffnet. Und ja, was für eine Stimme. Schabend und doch eindringlich bis eingängig, singt sich Sensor in einen Rausch, als ob jemand Mark Greaney eine Bassgitarre übergezogen hätte. Dass sich hinter diesem vokalen Aha-Effekt ein kleines lyrisches Highlight und ein wahrlich schmissiger Song verbirgt, merkt man vielleicht erst beim zweiten oder dritten Durchlauf.

Folk ist bestenfalls ein ungefährer Ausgangs- und Anhaltspunkt für Sensors Musik. Das großartige „The Money Gets Bigger“ überrascht mit semi-balladeskem Stadion-Rock, der auf einen verhinderten Gospel-Chor trifft. In „Stolen Boots“ regiert feiner Pop-Minimalismus mit kräftiger Beatles-Schlagseite. Das kuschelige und doch forsche Arrangement lässt die Stimme noch eine Spur rauer klingen. Wenn schließlich „The Reaper Man“ im Spannungsfeld zwischen klassischem Folk, Country und Americana auftrumpft, brechen alle Dämme. Drei kompakte, beinahe aggressive Minuten erinnern ein wenig an Bob Dylan, ohne vor dem großen Meister in Ehrfurcht zu erstarren.

Natürlich werden sich am Gesang die Geister scheiden, dieser polarisiert ganz gewaltig. Kommt man über den ersten Stimmschock hinweg, wartet eine von vorne bis hinten grandiose Platte zwischen alter Folk-Schule und modernen Einflüsse, aufgenommen und eingespielt von einem jungen Träumer, der dennoch mit beiden Beinen mitten im Leben steht. „Andy Warhol’s Dream“ erinnert ein wenig an die ersten großen Bright Eyes-Platten, kann sogar mit dem grandiosen „Lifted“ mithalten. Trevor Sensor – diesen Namen muss man sich unbedingt merken.

Trevor Sensor - Andy Warhol's Dream

Andy Warhol’s Dream
VÖ: 16.06.2017
Jagjaguwar (Cargo Records)

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