Fyfe – The Space Between
Eigentlich wollte Paul Dixon kein neues Album schreiben, sondern sich bloß sein Gefühlschaos von der Seele schreiben. In den beiden Jahren nach seinem starken Debüt „Control“ waren die Großmutter und mehrere enge Freunde verstorben. Auch wurde der Brite in dieser Zeit gleich dreimal Onkel. Von Geburt und Tod gezeichnet, nahm er Songs zwischen diesen beiden Extremen des Lebens auf. Herausgekommen ist dabei „The Space Between“, trotz allem weder Trauer- noch Jubelalbum.
Als Fyfe findet Dixon den goldenen Mittelweg, vermengt bewegende Balladen mit durchaus feierlichen Popsongs. „All We Need“ platziert sich irgendwo zwischen diesen Extremen. Dixon besucht seine Großmutter kurz vor ihrem Tod und stellt Fragen über die Würde alter Menschen, begleitet von einem schweren und doch leichtfüßigen Arrangement mit feiner Piano-Note. Das verschachtelte, minimalistisch-fragile „Rosa“ ist hingegen sein Brief an den neugeborenen Neffen und zugleich ein Aufruf, sich nicht zu verbiegen, egal für wen. Komplexe und doch eingängige Synthi-Kaskaden treffen auf überraschend soulige Untertöne.
Es geht natürlich auch deutlich leb- und fieberhafter. Für die erste Single „Belong“ lud sich Fyfe die Neuseeländerin Kimbra ins Studio ein. Dabei entstand ein pulsierender und doch leicht schüchterner Track zwischen Falsett, Alternative Pop und Kimbras unwiderstehlichem Charme. „Closer“ wurde gemeinsam mit dem niederländischen Electro-Duo Klyne aufgenommen – verschroben und doch unwahrscheinlich catchy. Mit der fragilen Ballade „Closing Time“ und dem dezent an Everything Everything erinnernden „Borders“ finden sich gleich noch einige weitere Hits auf dieser Platte.
Fyfe überlässt auf seinem zweiten Album nichts dem Zufall und explodiert auf Sparflamme, das dafür aber gleich mehrfach. Von innerer Zerrissenheit und Weltschmerz geplagt, singt sich der Brite auf „The Space Between“ in einen wahren Rausch. Synthetisch und doch ungekünstelt, euphorisch und zugleich betrübt: Fyfes Sinnsuche wird mehr und mehr zur Kunstform. Kleinere Hits und so manche schwere Nummer sorgen abermals für besondere Pop-Momente, die sich zu keiner Zeit an Trends anbiedern und vor Sympathie förmlich strahlen.
The Space Between
VÖ: 09.06.2017
Benovolio Music / ADA (Warner Music)
Fyfe @ Home | @ Facebook
„The Space Between“ @ Amazon kaufen