Dead Heavens – Whatever Witch You Are
Die äußerst umtriebige Hardcore-, Rock- und Alternative-Ikone Walter Schreifels hat – wieder einmal – ein neues Projekt am Start. Dead Heavens nahmen ihren Ursprung als Schreifels‘ Backing-Band auf Solo-Tour, äußerst namhaft mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von Cults, Walking Concert und White Zombie besetzt. Nach mehreren Kleinformaten setzt es nun das Debütalbum „Whatever Witch You Are“ – eine komplexe Auseinandersetzung mit Blues, Stoner, Rock’n’Roll und Psychedelic.
In welche Richtung soll es gehen? So ganz können und wollen sich Dead Heavens nicht entscheiden. Da wäre beispielsweise „Away From The Speed“, ein kurzer aber schmissiger Rocker, der auch vor ein paar Jahrzehnten wunderbar funktioniert hätte und eine Verbindung zwischen Cream, Kyuss und MC5 herstellt. Die aktuelle Single „Basic Cable“ nimmt hingegen das Tempo weitestgehend raus und bewegt sich mehr und mehr gen Wüste. Dezent gesetzte Stoner-Riffs treffen auf bluesiges Slowfood, feine Gitarrenarbeit und ausgeprägte Neurosen – klingt komisch, macht aber Laune.
Prunkstück dieses Debüts ist jedoch „Gold Tooth“, das mit seinen acht Minuten Spielzeit ohne Frage die Lager spalten wird. Auch hier bewegen sich Dead Heavens die längste Zeit in Stoner-Blues-Gefilden, bis schließlich ein ellenlanger, weitestgehend instrumentaler Jam-Part einsetzt. Psychedelische Untertöne und gezielte Improvisationen gewinnen die Oberhand, zerren in die verschiedensten Richtungen und erinnern ein wenig an die ellenlangen, unvorhersehbaren Live-Versionen großer Led Zeppelin-Klassiker Marke „Dazed And Confused“ oder „Whole Lotta Love“. Kurz vor Schluss findet das Quartett doch wieder zum ursprünglichen Riff zurück und bricht schließlich schweißgebadet zusammen.
Letztlich wirkt „Whatever Witch You Are“ über weite Strecken eher wie eine Compilation als ein Album angesichts vieler verschiedener Stilrichtungen und Referenzen. Und doch macht diese erste Platte der All-Star-Band Laune, weil das Material durchgehend gut- bis hochklassig ausfällt. Vom Psych-Austritt über den schweißtreibenden Blueser bis zum klassischen Rock-Track packen Dead Heavens alles auf knapp 34 viel zu kurze Minuten. Die Repeat-Taste ächzt bereits – ein unterhaltsames Debüt.
Whatever Witch You Are
VÖ: 16.06.2017
Dine Alone Records / Caroline (Universal Music)
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