Captain, We’re Sinking – The King Of No Man
In Zeiten wie diesen kann man nicht genug aufmunternde Songs hören. Wer unbedingt positive Vibes braucht, sollte sich jetzt besser die Ohren zuhalten. Captain, We’re Sinking behandeln seit über einem Jahrzehnten die Probleme des Alltags, und diese Probleme sind, gemeinsam mit der Band, erwachsen geworden. „The King Of No Man“ geht auf Sinnsuche zwischen Punk und Emo, und packt Singalongs neben manische Dissonanzen.
Gleich zu Beginn erinnert sich Sänger und Gitarrist Bobby Barnett an die Zeit rund um seinen Abschluss, als ihm kurzfristig der Boden unter den Füßen wegbrach. Die verspielte, melodische Sinnsuche packt ein wenig süßlichen Weltschmerz in dreieinhalb narrativ ausgewogene Minuten, die einzig von der beigelegten Acoustic-Version getoppt werden. Bereits im folgenden „Books“ gehen Captain, We’re Sinking forscher nach vorne. Ruppigere The Juliana Theory und frühe Billy Talent stehen Pate, wenn der Chorus dezente Pop-Ansätze in schroffe Dissonanzen kleidet.
Dass ein „Dance Of Joy“ vielleicht sogar der größte Trauerkloß dieser Platte ist, passt irgendwie ins Bild. Die Herren aus Scranton, Pennsylvania rollen langsam an, entladen allen angestauten Frust im Refrain mit herrlich melancholischer Note, und tauchen dann wieder unter. Kurios? Sicherlich, passt aber ins Bild. Das bissige Punk-Riff von „The Future Is Cancelled Pt. II“ wird gekonnt entschleunigt und mit seelischem Ballast torpediert, um zwischendurch beinahe metallische Züge anzunehmen. Im verstohlen hoffnungsvollen und schließlich doch depressiven „Crow (Little Wounds)“ versteckt sich ein weiteres Highlight.
Zwischen Selbstzerstörung und Selbstaufgabe ergeben sich reihenweise große Momente: „The King Of No Man“ kämpft mit seiner eigenen Gegenwart und versucht Hoffnung zu schöpfen in einer Gesellschaft, die zum Scheitern verurteilt scheint. Diese scheinbare Hoffnungslosigkeit gibt dem melancholisch-emoesken Punk von Captain, We’re Sinking den nötigen Antrieb. Kurz vor der Selbstaufgabe rauft man sich schließlich doch noch zusammen und packt den Pop-Prügel aus – genau die Art von Platte, die man momentan braucht, und natürlich gewohnt stark.
The King Of No Man
VÖ: 23.06.2017
Run For Cover Records / ADA (Warner Music)
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