Free Throw – Bear Your Mind
Free Throw legen nach. Fünf Jahre nach Bandgründung ist das Quintett aus Nashville, Tennessee drauf und dran, sich als Experten für emotional aufwühlenden Punk Rock mit Pop-Untertönen zu etablieren. Nebenbei packen die US-Amerikaner zig Pokémon-Referenzen in ihre Songs und Songtitel, greifen aber ebenso ernste Themen an. Das neue Album „Bear Your Mind“ entwickelt sich schnell zur aufreibenden Tour de Force.
Hat man sich erst einmal durch den ungewöhnlichen, bis auf die letzte halbe Minute kaum instrumentierten Auftakt „Open Window“ geackert, breitet sich eine durchaus unterhaltsame Platte aus, die mit „Rinse. Repeat.“ so richtig Fahrt aufnimmt. Vertraute Melodik, leidenschaftlicher Gesang mit ein klein wenig Dreck auf dem Stimmbändern und einer dicken Hookline, die etwas an die frühen Jimmy Eat World erinnert, basteln den ersten kleinen Hit, auf den sogleich die unverschämt eingängige erste Single „Randy, I Am The Liquor“ folgt. Dass sich zwischendurch sogar ein entschlacktes Math-Riff eingeschlichen hat, passt irgendwie ins Bild.
Zu den besten und zugleich wichtigsten Songs zählt „Better Have Burn Heal“. Sänger Cory Castro erzählt offen von seinem Kampf mit Dysmorphophobie und erklärt, wie er mit der verzerrten Wahrnehmung seines eigenen Körpers umzugehen versucht. Zwischen ruhigen, beinahe balladesken Strophen und wuchtigen, emotional aufgeladenen Tönen im Refrain entsteht ein wildes Stück Musik, das in „Hope Spot“ einen kleinen Bruder gefunden hat. Mit „Cal Ripken Jr Johnson“, „Andy And I, Uh…“ und „Dead Reckoning“ hat sich zwischendurch sogar ein echtes Ohrwurm-Trio eingeschlichen.
Große Hymnen, berührende Momente, dezente Emo-Untertöne und dicke Punk-Wuchtbrummen verbreiten Stimmung. „Bear Your Mind“ ist ohne Frage die bislang stärkste Platte von Free Throw. Die US-Amerikaner wandeln stets auf dem schmalen Grat zwischen Entertainment und nüchterner Cleverness gepaart mit der nötigen Ernsthaftigkeit, die gutes Songwriting ordentlich aufwertet. 35 unterhaltsame Minuten mit Mehrwert und Grower-Potential – gotta play ‚em all!
Bear Your Mind
VÖ: 26.05.2017 (DL-Album)
Triple Crown Records
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