Dragonforce – Reaching Into Infinity
Nach ihrer Gründung 1999 und ihrem Bekanntwerden über ein MP3-Portal, entwickelten sich die Briten von Dragonforce schnell zu den Königen des ultramelodiösen Hochgeschwindigkeitsmetals. Damit hatten sie ihre eigene Nische gefunden, Kritiker bemängelten aber oft die stilistische Limitiertheit. Nach einigen schwächeren Alben und einem Sängerwechsel entdeckten Dragonforce auf „The Power Within“ 2012 die Tempiwechsel und gestalteten das 2014er Album „Maximum Overload“ noch etwas abwechslungsreicher. 2017 reicht ihnen aber auch das nicht mehr – auf „Reaching Into Infinity“ sprengen sie die abgesteckten Genregrenzen des Power Metals.
Dabei ist aller Anfang noch relativ gewöhnlich. Nach einem stimmungsvollen Intro geht es bei „Ashes Of The Dawn“ erst mal in die Vollen. Extrem hohe Geschwindigkeit, bretternde Gitarrenriffs, zuckersüßer Ohrwurmrefrain – so kennt und liebt – oder alternativ hasst – man Dragonforce. Im gleichen Stil ist anfangs auch „Judgement Day“ gehalten, doch die Überraschung folgt beim Outro: düster und im Midtempo gehalten, sorgt die Band hier für Abwechslung. In gleicher Weise gehen Dragonforce auch bei „Astral Empire“ vor: galoppierend in Strophe und Refrain, episch hingegen die Bridge. Für weitere Abwechslung sorgt auch die romantische Ballade „Silence“, die angenehm unkitschig ausgefallen ist.
„WAR!“ wiederum ist ein astreiner Thrash Metal-Song und beweist, dass das Sextett auf Genre-Grenzen gar nichts mehr gibt. Glücklicherweise beherrschen sie auch dieses Metier sehr gut. Der Song ist ein echter Volltreffer, der durch den sehr melodischen Refrain doch noch die typische Dragonforce-Note erhält. Wem das in Sachen Vielfalt immer noch nicht genügt, der sollte sich „The Edge Of The World“ anhören. Die Band liefert mit dieser epischen Elf-Minuten-Nummer ihr Meisterstück ab. Weitgehend im Midtempo gehalten, sorgen hier nicht nur vereinzelte balladeske Momente, sondern auch knüppelharte Melodic Death Metal-Passagen – inklusive markigen Grunts – für Aufsehen. Dass es zum Abschluss mit „Our Final Stand“ einen klassischen Dragonforce-Song gibt, wirkt da schon fast erholsam.
Insgesamt ist „Reaching Into Infinity“ nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch besser als der ebenfalls schon ziemlich gute Vorgänger ausgefallen und enthält mit Ausnahme von ein bis zwei mittelprächtigen Titeln nur Volltreffer. Dragonforce gehören damit tatsächlich zu den Bands, die mit den Jahren immer besser werden. Das neue Album stellt auch den großen Band-Klassiker „Valley Of The Damned“ in den Schatten. Wer es sich leisten kann, sollte übrigens zur limitierten Special Edition greifen, denn das geniale „Hatred And Revenge“ streckt mit seinen epischen Chören seine Fühler gen Symphonic Metal aus, während „Evil Dead“ Power Metal und Melodic Death Metal kongenial vermischt und damit an selige Children Of Bodom-Zeiten erinnert. Somit haben Dragonforce jetzt eigentlich nur ein einziges Problem: dieses Meisterwerk beim nächsten Album noch einmal zu toppen!
Reaching Into Infinity
VÖ: 19.05.2017
earMUSIC (Edel)
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