Dirty Sound Magnet – Western Lies

Dirty Sound Magnet

Mit dem Ausstieg ihres Sängers brach für Dirty Sound Magnet eine neue Zeitrechnung an. Bis zu diesem Zeitpunkt verwalteten die Schweizer das musikalische Erbe von Led Zeppelin auf zwei Alben und knapp 200 Konzerten. Nun also der Neustart als Trio mit Gitarrist und Texter Stavros an gesanglicher Front. Auf „Western Lies“ ist nun alles anders – weg von klassischem Rock, hin zu Psych, Prog, Indie, Space und zig weiteren Facetten anspruchsvoll-verkopfter Gitarrenmusik. Das muss man erst einmal sacken lassen.

Bis das passiert, muss „Western Lies“ einige Male rotieren, so sperrig und ungewöhnlich wirkt diese Platte zunächst. Nach und nach fügen sich die wirren Einzelteile zu einem spannenden Gesamtkunstwerk zusammen, aus dem sich nur schwer einzelne Tracks herausgreifen lassen – und manch Song eher hängen bleibt als andere. Der geschickt gen Halbzeit platzierte Quasi-Titelsong „Western Lie“ spielt in den ersten Sekunden ein wenig mit den eigentlichen musikalischen Wurzeln der Schweizer, nur um sich sogleich in den Psych-Abgrund zu stürzen und in weiterer Folge rauschartige Gummitwist-Zustände herbeizuführen. Zwischen pulsierenden Dauerschleifen der Rhythmusabteilung und einem gekonnt austickenden Frontmann stimmt hier alles.

Und sonst so? Je länger das Album dauert, desto länger werden auch die Songs. Wer das knapp elf Minuten lange „Ecstasy Of God“ meistert, den schreckt so schnell nichts mehr ab. Das Trio aus Fribourg stürzt sich in kosmische Weiten und philosophische Gefilde. Endlosschleifen, feine Jam-Elemente und geschickt eingesetzte Loops lullen ein und führen einen tranceartigen Zustand herbei. Dem gegenüber steht „Cash Cow Superstar“ mit seiner omnipräsenten Schweinerock-Gitarre, die mehr und mehr von Indie- und Glam-Elementen zersetzt, neu aufgebaut und durch den Effekt-Fleischwolf gejagt wird.

Gewöhnungsbedürftig? Aber hallo! Wer „Western Lies“ jedoch vorschnell abschreibt, verpasst unter Umständen eine der cleversten Platte des Frühjahrs. Dirty Sound Magnet lassen sich für ihren musikalischen wie personellen Neuaufbau viel Zeit, dekonstruieren ihre vormalige Identität und brechen forsch zu neuen Ufern aus. Mit Geduld und Sitzfleisch – bis es einen nach mehreren Durchläufen letztlich nicht mehr auf den Sitzen hält – erarbeitet man sich dieses kleine Kunstwerk mit überraschendem Grower-Potential. Neustart? Geglückt!

Dirty Sound Magnet - Western Lies

Western Lies
VÖ: 12.05.2017
Noisolution (Soulfood Music)

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