Day Wave – The Days We Had
Musik statt Krankenbett: Als Jackson Phillips mit einer schweren, schmerzvollen Erkrankung zu kämpfen hatte, steckte er seine ganze Energie in die Musik. Daraus entstand Day Wave, ein Soloprojekt, das zumindest auf der Bühne längst zur Band geworden ist. Nach zwei gefeierten EPs veröffentlicht der US-Amerikaner nun sein Debütalbum „The Days We Had“, das geschickt zwischen weichen Surf-Harmonien und 80s-Wave-Melancholie pendelt.
Die eröffende Vorab-Single „Something Here“ zeigt sogleich, wo es lang geht. Nach einem kurzen, leicht entstellten Intro rollt bereits der Bass und kombiniert Beach Boys-Harmonien mit New Order-Sounds – eine vertraute wie begeisternde Mischung, denn Phillips schwebt förmlich auf dem butterweichen und doch zugleich forschen Arrangement, das in einen hymnischen, herrlich hibbeligen Refrain mündet. Im direkten Anschluss bemüht sich „Home“ um pointierten Minimalismus, große Melodien und verträumte Synthi-Teppiche, die ein wenig gen Dream-Pop steuern.
Was „The Days We Had“ so spannend macht, ist die Leichtfüßigkeit der Songs, Schwermütigkeit hin oder her. Der Day Wave-Sound lebt von Melancholie und einem Hauch von Weltschmerz, verpackt derlei Nachdenklichkeit und Emotionalität allerdings in smoothe, gemächlich fließende Arrangements mit hohem Suchtfaktor. Selbst ein „Bring You Down“, das seine Selbstaufgabe gewissermaßen bereits im Titel trägt, marschiert ebenso gekonnt voran wie das verträumte „Disguise“ oder die verspielte New-Wave-Hommage „Untitled“.
Unterm Strich bleiben letztlich knapp 40 harmonisch-bestürzte Minuten mit großartigen 80s-Referenzen und verträumten, endlosen Klanglandschaften, die sich zwar als einzelne Songs prima hören lassen, jedoch als Gesamtkunstwerk am besten funktionieren. Das Prunkstück von „The Days We Had“ ist und bleibt der weiche, melancholische und doch versteckt hoffnungsvolle, nicht enden wollende Fluss an bewegenden kleinen Pop-Momenten. Phillips rettet die bestechende Frühform seiner EPs auf ein mitreißendes Debütalbum mit Grower-Potential.
The Days We Had
VÖ: 05.05.2017
Harvest Records / Caroline (Universal Music)
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