Caspian Sea Monster – Caspian Sea Monster
Stolze fünf Jahre versuchten Musiker der Chemnitzer Bands Playfellow, Calaveras und Might Sink Ships eine gemeinsame Platte auf die Beine zu stellen, viel zu oft von den jeweiligen Hauptschauplätzen unterbrochen. Caspian Sea Monster, der Spitzname eines russischen Bodeneffektfahrzeugs, wird nun zur Überschrift für spektakuläre gemeinsame Unternehmungen zwischen Post Rock und emotional aufgeladenen Alternative-Klängen. Das Album heißt schlicht und ergreifend wie die Band und zählt zu den bislang größten Entdeckungen des Jahres.
Kaum schrubbt und blubbert der Opener „Basement“ los, tauchen erste Fragezeichen auf. Wonach klingt das hier eigentlich? Wo wollen Caspian Sea Monster hin? Verdammt, wonach klingt das hier wirklich? Im knisternden Spannungsfeld zwischen Mogwai, Línt und Maybeshewill formieren sich gleichermaßen kühle und doch emotional aufgeladene Gebilde, die jederzeit implodieren können, und sich letztlich doch irgendwie auf den Beinen halten. Die letzten, etwas lauteren anderthalb Minuten mit losgelöstem Gesang und dominantem Basslauf gehen unter die Haut – einfachste musikalische Mittel, maximaler Effekt.
Je länger die Platte dauert, desto dichter wird der Sound. Da wäre beispielsweise der zittrige Vorbote „Shine On“ mit fragilen Wu Lyf-Vocals, arythmischer Präsentation und einer durchaus schroffen, selbstzerstörerischen zweiten Hälfte. Der Rausschmeißer „Into Dust“ erinnert interessanterweise an etwas härtere Radiohead-Tracks, nur um zwischenzeitlich einen Gazpacho-Refrain auszupacken. Und „Razing Words“? Eine Prise Holy Esque hier, emotionale Klaustrophobie da, darüber knorrige Riffs und Retro-Synthis gestreut. Darf eigentlich nicht zusammenpassen, klingt aber genial.
Wenn man so will, klingen Caspian Sea Monster wie auf stetiger Suche, obwohl sie ihren Sound längst gefunden haben, und der ist zum Niederknien. Emotionale Alternative-Klänge hier, gleichermaßen fragiler und doch schroffer Post Rock da, dazu zig vertraute Referenzen und doch ein Höchstmaß an Eigenständigkeit, oder anders gesagt: ein Debüt mit Suchtfaktor. In ihren jeweiligen Bands bereits gut bis großartig, schaffen die Chemnitzer gemeinsam eines der stärksten Debütalbum der ersten Jahreshälfte. Für diese große musikalische Klasse darf man sich gerne weitere fünf Jahre Zeit lassen.
Caspian Sea Monster
VÖ: 19.05.2017
Stargazer Records (Broken Silence)
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