Blondie – Pollinator
Als Sängerin Deborah Harry und Gitarrist Chris Stein vor 43 Jahren die US-Band Blondie gründeten, war die New Wave-Bewegung noch nicht mal in ihren Kinderschuhen. Neben Größen wie Ultravox und The Human League waren es schließlich Blondie selbst, die dieser Musikrichtung zum Durchbruch wie auch zum Ruhm verholfen haben. Nach der Trennung 1982 und dem Comeback mit dem 1999er Hit „Maria“, wurde es jedoch wieder ruhiger um Blondie. Die letzten beiden Alben „The Curse Of Blondie“ (2003) und „Panic Of Girls“ (2011) floppten, so dass man anno 2017 beinahe von einem weiteren Neustart sprechen kann. Passend dazu wurde das neue Werk „Pollinator“ in ungewohnter Umgebung eingespielt – es handelt sich um das letzte Album, das im New Yorker Studio „The Magic Shop“, den heiligen Hallen David Bowies, vor deren Schließung aufgenommen wurde.
Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an die neue Scheibe, die offiziellen Angaben zufolge ein Schritt ‚back to the roots‘ – wenn auch unter modernen Vorzeichen – darstellen soll. Der Vorabsingle „Fun“, ein New Wave-angehauchter Disco-Kracher, war zwar kein großer Erfolg beschieden, doch weckte sie angesichts ihrer stimmigen Verknüpfung aus Altem und Neuem – Ohrwurm-Refrain inklusive – große Hoffnungen auf ein Album, das seine beiden eher mäßigen Vorgänger in den Schatten stellen würde.
Und tatsächlich erfüllt „Pollinator“ schon beim New Wave-lastigen Opener „Doom Or Destiny“, bei dem Debbie Harry im Refrain gesangliche Unterstützung von Joan Jett und Laurie Anderson erhält, alle Erwartungen. Auch das „Heart Of Glass“-inspirierte „Long Time“ erweist sich gleich beim ersten Hören als Volltreffer. Und auf diesem Niveau setzt sich das Album sehr abwechslungsreich fort – mal poppiger („Already Naked“), mal zwischen New Wave und Synthiepop hin- und herwechselnd („Too Much“), mitunter sogar 60ies-Soul-lastig wie bei „When I Gave Up On You“.
Instrumentale Verstärkung haben Blondie beim Song „My Monster“ durch Johnny Marr, den Gitarristen der legendären The Smiths, erhalten, der den Song auch komponiert hat. Auch zwei Blondie-Verehrerinnen aus der Nachwuchsgeneration haben am neuen Album mitgewirkt. So hat Sia einen Gastauftritt beim synthie-lastigen „Best Day Ever“, wohingegen der Pop Punk-Song „Gravity“ durch das Gesangsorgan der schrillen Charli XCX veredelt wurde. Beide Songs gehören zu den stärkeren Titeln der Platte und fügen sich perfekt ins Gesamtwerk ein. Da zudem auf schwache Songs weitestgehend verzichtet wurde und das Qualitätsniveau nur ein Mal, bei „Love Level“, gen Mittelmaß sinkt, ist „Pollinator“ ein echter Safthappen für alle Liebhaber retrolastiger Popmusik, der trotz aller Rückgriffe auf die Vergangenheit zu keiner Zeit altmodisch klingt.
Pollinator
VÖ: 05.05.2017
BMG Rights Management (Warner Music)
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