Trachimbrod – Leda
Gäbe es eine Band wie Trachimbrod nicht bereits, man könnte sie wohl kaum erfinden. Screamo auf der einen Seite, Shoegaze auf der anderen, dazu ausschließlich schwedische Texte und eine Tour mit Fjørt – konservativ geht anders. Das Debütalbum des Quintetts aus Malmö und Stockholm hat bereits fünf Jahre auf dem Buckel, nach ein paar Splits und Kleinformaten geht es nun endlich auf Albumlänge weiter. Auch „Leda“ (dt. „Langeweile“) fällt – im besten Sinne – gewöhnungsbedürftig aus.
Mit dem so bizarren wie eingängigen Openern „Rum Utan Fönster“ (dt. „Raum ohne Fenster“) lassen sich Neulinge in den Sound Trachimbrods einführen, während erfahrene Hörer viele vertraute Elemente entdecken. Während die melodischen, verwegenen Gitarren in Kombination mit legerem Drumming durchaus Richtung Schmusekurs gehen und sogar ein wenig verspielt wirken, gehen Lukas Feursts emotional aufgeledene Screams unter die Haut. Die Screamo-Komponente dieser Mixtur geht vor allem vom Sänger aus und sorgt für einen herrlich schrägen musikalischen Zwiespalt, bevor es Richtung Finale richtig schön schroff wird.
Auch das übrige Material bewegt sich in ähnlichen Gefilden: „Begränsad“ (dt. „Begrenzt“) mit seinen vergleichsweise düsteren Untertönen, das bittersüße Screamo-Monster „Vi Två“ (dt. „Wir Zwei“), und die dazwischen platzierte, ein wenig an den Opener erinnernde Single „Allt Är Som Det Alltid Var“ (dt. „Alles ist, wie es immer war“) mit ihren sehnsüchtigen Gitarren. Das abschließende „Saker De Säger“ (dt. „Was sie sagen“) überrascht mit dramatischen Rock-Gesten in der zweiten Hälfte, die ein wenig gen Selbstaufgabe steuern und das Album schließlich in sich zusammensacken lassen.
Mit bloß etwas über 30 Minuten Spielzeit ist weniger im Fall von „Leda“ definitiv mehr, doch das zweite Album von Trachimbrod hat es sicherlich in sich. Nach wie vor mutet die kuriose musikalische Mixtur seltsam an, Favoriten kristallisieren sich dennoch schnell heraus. Mal befreiend und euphorisch, dann wieder beklemmend und verstört, schließlich sogar frustriert: Die Schweden durchleben die gesamte emotionale Bandbreite und zählen aktuell vollkommen verdient zu den größen Alternative-Geheimtipps des hohen Nordens.
Leda
VÖ: 21.04.2017
Through Love Records (Indigo)
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