The Cranberries – Something Else
Best-Of-Alben sind für langjährige Fans oft eine zwiespältige Sache. Wer sämtliche Alben einer Band besitzt, der benötigt die Zusammenstellung der größten Hits nicht, hat andererseits aber natürlich Interesse an den zumeist ein bis zwei neuen Songs der Greatest Hits-Scheiben?. Derartige Konflikte werden bei „Something Else“, der neuen Best Of-CD der Cranberries, gar nicht erst aufkommen. Da die vier Iren mit „Stars – The Best Of 1992 – 2002“ und „Dreams – The Collection“ aus dem Jahr 2013 bereits zwei reguläre Greatest Hits-Scheiben veröffentlicht haben, handelt es sich bei der neuen Scheibe um etwas Besonderes: Die Hits der Band und drei neue Songs finden sich darauf nämlich – und hier wird es auch für Alt-Fans interessant – in völlig neu arrangierten, orchestralen Akustikversionen.
Das Album, das gemeinsam mit dem Irish Chamber Orchestra in der Universität von Limerick in eigens dafür eingerichteten Kabinen eingespielt wurde, hat durch dieses spezielle Aufnahmeverfahren einen Klang, der an Live-Konzerte erinnert und erhält dadurch sein besonderes Flair. Schon dem Opener „Linger“, der der Band 1993 den Durchbruch bescherte, kommt nicht nur diese Technik zugute, auch die violinenbestimmte orchestrale Untermalung hebt die Neuaufnahme auf ein höheres Level. Andere Songs, z.B. der Megahit „Zombies“ und die Debütsingle „Dreams“, erhalten durch die Überarbeitung eine ganz andere Atmosphäre, wirken zerbrechlicher, einfühlsamer und persönlicher.
Doch nicht immer ist den Cranberries das Kunststück geglückt, dass die Neuaufnahme das Original in den Schatten stellt. „Ode To My Family“ etwa war in der alten Version ergreifender, „Ridiculous Thoughts“ fehlt hingegen das sehr stimmige raue Flair der Urfassung. Ebenfalls eher negativ ist die Beschränkung der Songauswahl auf die ersten vier Alben „Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“, „No Need To Argue“, „To The Faithful Departed“ und „Bury The Hatchet“. Positiv fallen dagegen die drei neuen Songs auf, unter denen besonders das etwas an „Ode To My Family“ erinnernde „The Glory“ positiv heraussticht, doch auch das sehr melancholische „Rupture“ und das ebenfalls todtraurige, abschließende „Why“ wissen zu gefallen.
Insgesamt handelt es sich bei „Something Else“ um ein gelungenes Beispiel einer Umplugged-Best Of. Die meisten Songs gewinnen in der Neuaufnahme, die orchestralen Schattierungen wirken stets passend und nur bei wenigen Songs vermisst man die Originalversionen. Wer die Neueinspielungen in Deutschland live erleben möchte und noch keine Karte besitzt, muss allerdings enttäuscht zur Kenntnis nehmen, dass das Konzert am 02.05.2017 im Berliner Admiralspalast bereits ausverkauft ist.
Something Else
VÖ: 28.04.2017
BMG Rights Management (Warner Music)
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