Mike + The Mechanics – Let Me Fly

Zwei Sänger und ein Gitarrist – in dieser Konstellation gründete der damals mit Genesis sehr erfolgreiche Mike Rutherford im Jahr 1985 seine Nebenband Mike + The Mechanics. Dass er mit dieser Truppe Welthits wie „Silent Running“, „All I Need Is A Miracle“ und „The Living Years“ abliefern würde, die seiner Hauptband in nichts nachstehen, hat vermutlich auch ihn überrascht. Doch Genesis liegen seit Jahren mehr oder weniger auf Eis und auch für Mike + The Mechanics lief es nach dem Tod ihres Sängers Paul Young und dem Ausstieg des zweiten Vokalisten Paul Carrack nicht gut. Glücklicherweise fand sich mit dem etablierten Soulsänger Andrew Roachford und dem eher unbekannten Tim Howar schnell Ersatz. Das in dieser Besetzung 2011 veröffentlichte Album „The Road“ war zwar ganz ordentlich, doch die brandneue Scheibe „Let Me Fly“ ist in jeder Hinsicht besser.

Der ungewöhnlich ruhige Einstieg mit dem Titelsong „Let Me Fly“ ist sicher etwas suboptimal, doch schon beim zweiten Song „Are You Ready“ finden Mike + The Mechanics in neuer Besetzung zu alter Stärke zurück. Die Hymne, die sich umgehend in die Gehörgänge frisst, um lange dort zu verweilen, atmet den Geist der großen bandeigenen Hits und macht nicht nur im Zuge des grassierenden 80er-Revivals eine richtig gute Figur. „Wonder“ wiederum schließt musikalisch an das großartige 1995er Album „Beggar On A Beach Of Gold“ an und bietet melodisch-beschwingten Midtempo-Pop, während „The Best Is Yet To Come“, ein Uptempo-Ohrwurm par excellence und Highlight des Albums, den Blick wieder gen 80er Jahre richtet.

Auch im weiteren Verlauf der Scheibe werden die beiden letzten Dekaden des vergangenen Jahrhunderts fleißig zitiert, mal mehr gelungen („Don’t Know What Came Over Me“, „The Letter“, „I’ll Be There For You“), mal weniger („Save The World“, „Not Out Of Love“). Dass sich Mike + The Mechanics aber auch moderneren Einflüssen nicht verschließen zeigt schließlich „High Life“ mit seinen verspielten Rhythmen.

Passt auf den Vorgänger die Beschreibung „routiniert und ordentlich“, so ist „Let Me Fly“ als gut bis sehr gut zu betiteln. Hätte man die ein bis zwei schwachen Songs weggelassen oder durch weiteres gutklassiges Material ersetzt, könnte man gar von einem frühen Pop-Highlight des Jahres sprechen. Aber auch in der vorliegenden Form ist „Let Me Fly“ nicht nur den alten Fans der Band zu empfehlen. Auch jene, die Mike + The Mechanics bisher noch nicht kannten, sollten dem Album eine Chance geben und auf diesem Wege den eigenen musikalischen Horizont um eine weitere kleine Perle zu erweitern. Beide Fraktionen sollten sich allerdings den Besuch der ab 07.09.2017 durch Deutschland führenden Let Me Fly Tour 2017 nicht entgehen lassen, denn Mike + The Mechanics sind live auch in der neuen Besetzung eine echte Bank!

Let Me Fly
VÖ: 07.04.2017
BMG Rights Management (Warner Music)

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