Sons Of Morpheus – Nemesis
Gevatter Rock gibt sich ein mächtiges Stelldichein und Sons Of Morpheus sind seine willfährigen Sklaven. Das Power-Trio verbindet Psych, Stoner, Blues und Hard Rock mit der nötigen Portion Freigeistigkeit und Spielfreude. Zweieinhalb Jahre nach ihrem eponymen Debüt melden sich die Schweizer endlich wieder auf Platte zurück und zeigen sich energischer denn je. Zugleich tritt „Nemesis“ den Beweis an, dass man an reihenweise vertraute Bands und Sounds erinnern kann, deswegen aber noch lange kein müder Abklatsch sein muss.
Das Zusammenspiel musikalischer Gegensätze verleiht dem Sound der Eidgenossen den nötigen Tiefgang. Gerade gen Album-Mitte zeigt sich das besonders gut. Zunächst rockt „Monotone“ mit lässigem Stoner- und Desert-Untertönen voran, packt einen manischen, beschwörenden Refrain mit hohem Suchtfaktor aus und lässt Spiegeleier auf Knieschneiben brutzeln. Gleich danach träumt sich „Amanita Muscaria“ durch überlebensgroße Psych-Prog-Landschaften. Immer wieder heult die Gitarre auf, wirft kleine Melodiefäden ab und wird von der energischen, verschwitzten Rhythmusabteilung zu immer neuen, noch wilderen Höhepunkten getragen.
Rundherum schütteln Sons Of Morpheus so manchen Leckerbissen aus dem Ärmel. Ein „My Everything“ rollt unheimlich langsam an, tankt sich durch bewegende Blues-Riffs und lässt die lyrische Ader bluten. Ein paar Türen weiter zieht es „Black Knights“ förmlich auf die Autobahn. Rundherum nichts, nur Bleifuß und endlose Jams. „Cage“ verzettelt sich zwar in seinem langen Mittelteil ein wenig, passt dennoch sauber in den Fluss des Albums.
‚Fluss‘ ist das Schlüsselwort für diese Platte: Alle Songs greifen nahtlos ineinander und entführen auf eine anhaltende, bei fixierter Repeat-Taste endlose Reise durch Raum und Zeit. Wo es hingehen soll, wissen Sons Of Morpheus selbst nicht so genau – sie lassen sich von der Musik tragen. Nicht jeder Moment auf „Nemesis“ ist groß, gewisse Schwankungen bleiben nicht aus. Und doch fasziniert dieser Zweitling mit seiner energischen und doch verträumten Präsentation wie aus einem Guss – ein Jam-Album für alle gitarrenlastigen Lebenslagen.
Nemesis
VÖ: 31.03.2017
Deepdive Records (H’ART)
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