Real Estate – In Mind

Werden Real Estate erwachsen? Interviews und PR-Texte lassen entsprechende Entwicklungsschritte vermuten. Der leicht verträumte, sehnsüchtige Indie-Sound des Quintetts aus Ridgewood, New Jersey klang immer schon wie von einer anderen Welt, irgendwo in Suburbia zwischen Kindheit und Auszug aus dem Elternhaus gestrandet. Während die Musiker nach und nach heiraten und Eltern werden, deuten sich, parallel dazu, thematische Änderungen an. Eines bleibt jedoch gleich: Auch „In Mind“ verspricht hohe Qualität zwischen Kuschelkurs und schwerer Melancholie.

Elf neue Songs tänzeln vorsichtig, behutsam heran und träumen sich durch die Welt. Über das verspielte, feinsinnige „Darling“ hangeln sich die US-Amerikaner in media res. Schnell stellt sich der typische Real-Estate-Sound – weiche, leicht hibbelige Gitarren mit smartem Math-Einschlag, rhythmisches Understatement und eingängiger, mehrstimmiger Gesang – ein. Was auf dem Papier langweilig klingt, macht auf Platte Laune. Eine Spur Easy Listening hier, ein wenig Ohren-Wellness da; fertig ist „In Mind“.

So eindimensional ist das mittlerweile vierte Album der fünf Herren aber keineswegs. Das beinahe sieben Minuten lange „Two Arrows“ überrascht mit einer fragilen Mischung aus Dream-Pop und Psychedelia, vor allem im ausgedehnten, instrumentalen Mittelteil. Im Gegensatz zu derlei bewusstseinserweiternden Anleihen verbindet „Diamond Eyes“ leicht souliges Understatement mit dezenten Surf-Elementen. Ein „Saturday“ lässt die Gitarre Krokodilstränen weinen und stellt die Verbindung zur ausladenden Gitarrenarbeit von „Serve The Song“ her.

Abermals schweben Real Estate auf einer Welle der Leichtigkeit. „In Mind“ wirkt noch eine Spur poppiger und in sich geschlossener, vielleicht in diesem Sinn auch erwachsener. Gleichzeitig knüpft das Quintett – musikalisch wie qualitativ – locker an seine Vorgänger an und bewegt mit gewohnt verträumter Melancholie, feiner Instrumentierung und genau der richtigen Portion Weltschmerz, die das Erwachsenenleben so mit sich bringt.

In Mind
VÖ: 17.03.2017
Domino Records (GoodToGo)

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