Pontiak – Dialectic Of Ignorance
Im Vergleich zu ihren ersten, äußerst umtriebigen Jahren ließen es Pontiak zuletzt vergleichsweise ruhig angehen. Die drei Carney-Brüder Van, Jennings und Lain gingen unter die Bierbrauer und richteten sich während den Arbeiten an ihrer neuen Platte sogar eine eigene Brauerei auf ihrer Farm in den Blue Ridge Mountains ein. Für Van Carney sind Musik und Brauerei gleichermaßen kreative Prozesse, die einen überallhin tragen können. Zu „Dialectic Of Ignorance“, dem neuen Studioalbum, gibt es nun also ein herzhaftes Prost mit auf den Weg.
Wo der Vorgänger „Innocence“ nach einer knappen halben Stunde bereits abdankte, sind es dieses Mal immerhin 46 Minuten, und die haben es ungeheim in sich. Van Carneys leicht entrückter, gespenstischer Gesang legt sich wie ein feiner Nebel über die Songs und zieht selbst statisch wirkende Arrangements wild umher. Ein „Dirtbags“ scheint, abgesehen von vereinzelten Drumsalven und kurzen Soli, nie so richtig in Gang zu kommen, bleibt in seiner gebetsmühlenartigen Darbietung nebst pointierten Vocals aber stets spannend und attraktiv.
Manchmal rücken Pontiak das Schlagzeug eine Spur zu sehr in den Vordergrund. Die mächtigen Attacken von „Tomorrow Is Forgetting“ übertönen das Arrangement regelrecht und drücken die Stimmung ein wenig, während die extremen Hall-Effekte von „Ignorance Makes Me High“ nur bedingt mit dem maschinellen, beinahe Computer-artigen Rhythmus harmonisieren. Freilich bleiben das nur Peanuts, denn rundherum schreiben Pontiak gewohnt starke Psych-Exkurse mit mächtigen Riffs. Zwischen dem Desert-Wahnsinn von „Herb Is My Next Door Neighbor“ und dem herrlich verstörten (und verstörenden) „Easy Does It“ werden Glanzlichter gesetzt.
Kleinere Schwächen werden billigend zur Kenntnis genommen, denn Pontiak schreiben Hits, die eigentlich keine sein wollen, vielleicht auch keine sind. Zwischen Meditation und verquerem Wahnwitz reitet „Dialectic Of Ignorance“ im Zeitlupentempo auf der eierlegenden Wollmilchsau mit pipifeinen Riffs, herrlich ausuferenden Arrangements und ordentlich Bauchgefühl. Die Appalachen winken vorbei und bringen ein Stück Carney’sche Heimat in Wohnzimmer rund um die Welt. Prost, aber jetzt wirklich!
Dialectic Of Ignorance
VÖ: 24.03.2017
Thrill Jockey (Rough Trade)
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