Grandaddy – Last Place
Anfang 2006 hatte Jason Lytle, erschöpft vom Touralltag, Grandaddy aufgelöst. Fortan probierte sich der Einzelgänger an Solo-Material, unterbrochen von einer kleinen Reunion-Tour im Jahr 2012. Damals entstanden erste Ideen für ein neues, gemeinsames Album der Band. Nun sind die Indie-Ikonen tatsächlich wieder da, um ihren gleichermaßen verschrobenen wie unverschämt eingängigen Sound unter die erwartungsvollen Fans zu bringen. „Last Place“ klingt, als wäre die Zeit in den letzten elf Jahren stehen geblieben.
Das eröffnende „Way We Won’t“ weckt wohlige Erinnungen an „Now It’s On“, den Opener ihres bis dato stärksten Albums „Sumday“. Durchaus bissige Gitarren, schrille Synthi-Einschübe und Lytles gewohnt versöhnlicher Gesang erzeugen durchaus frühlingshafte Stimmung, balancieren zwischen Aufbruch und kauzigem Charme. Binnen Sekunden lässt sich der Einstand mitsummen – Kunststück, schließlich haben diese 260 Sekunden alles, was Grandaddy ausmacht.
Zum Ende hin greift das Quintett den alten Fan-Favoriten „Jed The Humanoid“ auf und spendiert diesem die tragische Ballade des zurückgelassenen Roboters „Jed The 4th“ als bewegende Fortsetzung. Ob nachdenklich oder euphorisch, der sprichwörtliche Schelm sitzt Grandaddy andauernd im Nacken. Ein „Evermore“ tänzelt geschickt rund um eine elektronisch verstärkte Melodie, von einem schiefen Lächeln gesäumt, während das post-apokalyptische „A Lost Machine“ zur endlosen Suche nach der perfekten Melodie wird. Das mit bissigem College-Rock-Schmäh ausgestattete „I Don’t Wanna Live Here Anymore“ erinnert sogar kurz an Weezer.
Als hätte es das letzte Jahrzehnt nicht gegeben, traumwandeln Grandaddy durch ihren ureigenen Mikrokosmos und schaffen die nahezu perfekte Platte zwischen Fan-Erwartung und kreativer Erfüllung. „Last Place“ packt sämtliche Band-Trademarks aus, setzt neue Indie-Perlen in die Welt und holt zugleich Lytles unglaublich schrägen und doch so bewegenden Kurzgeschichten zurück in jenen Sound, im dem seine unverkennbare Stimme zuhause ist. Das ultimative Frühlingsalbum wäre gefunden – so muss Comeback.
Last Place
VÖ: 03.03.2017
30th Century Records (Sony Music)
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