Awa Ly – Five And A Feather
Einst träumte Awa Ly von einer Schamanin, die ihr verschiedene, von anderen Personen empfangene Geschichten – teils wahr, teils erfunden – erzählte. Sie teilte Freude und linderte Leid, doch als die Französin mit senegalesischen Wurzeln erwachte, war die Erzählerin verschwunden. Mit einer Feder bewaffnet, wird Awa Ly auf ihrem neuen Album nun selbst zur Erzählerin und führt musikalisch rund um die Welt. Von typisch afrikanischen Klängen bis zur chinesischen Laute lässt sie sich auf „Five And A Feather“ mannigfaltig begleiten.
Ihre zehn sympathischen Songs bewegen sich musikalisch irgendwo zwischen Soul, RnB, Pop und World Music, darunter die aktuelle Video-Auskopplung „Here“. Begleitet von Faada Freddys Reggae-Toasts schwebt Awa Ly förmlich über dem leichtfüßigen Arrangement, das geradezu danach schreit, in leicht abgewandelter Form auf der nächsten Milchbar-Compilation zu landen. „Here“ ist zugleich eine Ausnahme, denn die übrigen leichten, balladesken Tracks wirken etwas matt. „Wide Open“ und „Help You Out“, aber auch „You Will Be Mine“ sind sicher nicht schlecht, wohl aber etwas blass.
Wenn sich die frischgebackene Vierzigerin hingegen etwas treibenderen, souligen Klängen widmet, geht einem das Herz förmlich auf. In „Let Me Love You“ erinnert Awa Ly angenehm an Nneka, der Opener „Storyteller“ geht mit seinem stoischen Marsch positiv an die Substanz. Zwischen dem feinsinnigen, leicht jazzigen „Sunflowers“ und dem leidenschaftlichen, anspruchvollen „Stranger“ mit Noadya Arnoux“ spielt sie ihre ganze Klasse aus.
Bei nur 38 Minuten Spielzeit weist „Five And A Feather“ den einen oder anderen Filler zu viel auf, um wirklich hängen zu bleiben. Rund um die etwas zu zurückhaltenden Songs arrangiert Awa Ly dafür echte Granaten, deren musikalischer wie textlicher Brückenschlag unter die Haut geht. Die soulige, leicht experimentelle Seite der gebürtigen Französin sorgt für die Highlights auf diesem Longplayer, der wohl alles andere als fehlerfrei sein mag, dafür so manchen großen Moment in sich birgt und vor allem eines offenbart: Potential ohne Ende.
Five And A Feather
VÖ: 03.03.2017
Naive (Indigo)
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