Spidergawd – IV
Mittlerweile kann man sich die Uhr nach Spidergawd stellen. Der einstige Motorpsycho-Offshot veröffentlicht neue Musik im Jahresrhythmus und rockt sich regelmäßig locker-lässig in die Jahresbestenlisten. Für ihr mitterweile viertes Album, das natürlich den Titel „IV“ trägt, geben sich die Norweger deutlich härter und spielfreudiger. Spidergawd haben die New Wave Of British Heavy Metal, kurz NWOBHM, für sich entdeckt, und geben Stoff.
Ein „Loucille“ entfaltet binnen Sekunden seine hymnische Powerhouse-Wirkung und wächst förmlich über sich hinaus. Iron Maiden, Judas Priest und Diamond Head lassen sich in der britischen Metal-Ursuppe heraushören, doch Spidergawd wären nicht Spidergawd, wenn sie sich einzig dem wegweisenden Sound der späten 70er / frühen 80er widmen würden. Zum Ende hin taucht sogar das obligatorische Saxophon auf und verleiht dem Hard-Rock-Monster jazzigen Jam-Charakter.
Auch das folgende „Ballad Of A Millionaire (Song For Elina)“ geht als faustdicke Überraschung durch. Nicht etwa wegen den durchaus angriffslustigen Anfangsminuten, sondern aufgrund zunehmender Midtempo-Melodien, die sogar echte Desert-Rock-Harmonien zulassen. Im krassen Gegensatz dazu kratzt das bissige „Heaven Comes Tomorrow“ an den Grenzen zu Heavy Metal und schwitzt sich „Is This Love…?“ durch leicht schwülstigen 70s-Rock. Mit dem ellenlangen, etwas übertriebenen „The Inevitable“ findet sogar der obligatorische Spidergawd-Jam-Track Platz.
Wo der Vorgänger locker aus der Hüfte schoss und sogar an der Höchstwertung kratzte, mutet „IV“ trotz hörbarer Spielfreude und mehr Energie etwas nüchterner an. Die typischen Spidergawd-Trademarks, wie Saxophon und Jam-Session, passen nur bedingt zum Sound dieser Platte und trüben den Gesamteindruck ein wenig, ändern aber letztlich nichts daran, dass auch das vierte Studioalbum der Norweger unheimlich viel Spaß macht. Die etwas härtere Herangehensweise steht Spidergawd recht gut, dürfte gerne eine Spur konsequenter verfolgt werde. Unterhaltsam ist aber auch dieses Powerhouse geworden.
IV
VÖ: 24.02.2017
Crispin Glover Records / Stickman Records (Soulfood Music)
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