Son Volt – Notes Of Blue
Seit 1994, damals als Quasi-Nachfolgeband von Uncle Tupelo gegründet, bestimmen Son Volt die Alternative-Country- und Blues-(Rock-)Szene entscheidend mit. Angetrieben von einem mittlerweile 50jährigen Jay Farrar, dessen kraftvolle und doch so weiche Stimme nicht zu altern scheint, stürzt sich das Quintett aus St. Louis, Missouri auf die nachdenkliche und doch leidenschaftliche Seite der amerikanischen Seele. „Notes Of Blue“ ist bereits das 20. Album, dem Farrar seine Stimme leiht, und klingt beinahe so, als wäre dieser abermals in einen Jungbrunnen gefallen.
Sachte, beinahe unscheinbar rutschen Son Volt in den Opener „Promise The World“, der musikalisch mit Americana-Rührseligkeit arbeitet. Mehrstimmige Harmonien und Folk-Elemente gehen unter die Haut. „Light after darkness, that is the way“ – gerade in Zeiten wie diesen wirkt Farrar wie ein Poet des Volkes. Natürlich kann die Band auch anders. Immer wieder lässt Tom Petty grüßen, beispielsweise im ungezwungen, emotional aufgeladenen Midtempo-Rocker „Back Against The Wall“. Hoffnungsvolle Parolen und ein Hauch von Melancholie begleiten diese dreieinhalb Minuten.
Zu Son Volts größten Trümpfen zählt ihre Wandlungsfähigkeit. Die in sich ruhende Ballade „Cairo And Southern“ bewegt sich in stillen, nachdenklichen Country- / Folk-Gefilden, ein „Cherokee St.“ rockt kompromisslos nach vorne mit dicken Gitarren und stoischer Rhytmusabteilung, während „Lost Souls“ mit seinem lauten, noisigen Auftreten durchaus überrascht. Ungewöhnlich auch „Threads And Steel“, das so gar nicht nach Rausschmeißer klingen will: In etwas über zwei Minuten frühstücken die US-Amerikaner diesen launischen, lauernden Song, der vergleichsweise formlos anrollt, ab.
Viel zu schnell ist „Notes Of Blue“ schon wieder vorbei, Farrar und Band haben kaum mehr als eine halbe Stunde durchgehalten. Sieht man vom etwas seltsamen, deplatzierten Finale ab, geht die Platte aber auch absolut in Ordnung. Mehr noch, zwischen hörbarem Verständnis und Hoffnungsschimmer für eine gespaltene Gesellschaft und Musik aus dem Herzen von Americana fügen Son Volt ihrem mittlerweile erklecklichen musikalischen Erbe ein weiteres ungemein spannendes Kapitel hinzu. Einzig die Repeat-Taste muss leiden. Immer und immer wieder.
Notes Of Blue
VÖ: 17.02.2017
Thirty Tigers (AL!VE)
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