Dude York – Sincerely
Dude York werfen eine einzige Frage auf: Warum ist diese Band nicht bei Sub Pop unter Vertrag? Neben dem gleichermaßen kratzbürstigen wie eingängigen Power-Pop-meets-Garage-Rock-Sound stammt das Trio obendrein sogar aus Seattle, Washington. Genug der Formalitäten, denn das gemischte Gesangsduo Claire England (Bass) und Peter Richards (Gitarre), ergänzt durch Schlagzeuger Andrew Hall, nimmt keine Gefangenen und packt mit „Sincerely“ einen echten Dampfhammer aus.
Dass es um Selbstzweifel und geistige Gesundheit geht, hört man den Songs eigentlich nicht an. Diese Doppelbödigkeit, unterbrochen durch kurze Interludes, verleiht der Musik eine weitere spannende Dimension. Und die ist ohnehin bereits unheimlich bunt. Der Opener „Black Jack“ stolpert durch verträumten Shoegaze und schroffe Wave-Gitarren, zieht hymnische Melodien und sehnsüchtigen Gesang hinzu. Im folgenden „The Way I Feel“ packen Dude York schließlich die erwarteten Garage-Riffs aus und strecken ihre Melodien über schrille Instrumentalparts, kratzige Strophen und den dicken, eingängigen Refrain.
Zwischen den Stühlen haben die US-Amerikaner hörbar Spaß, in „Bit Saloon“ kurz Surf Rock anzuteasern und schließlich mit Americana-Twang durch das College-Universum zu tigern, nur um in „Tonight“ The Subways, Ash und weitere britische Power-Pop-Granden in einen gewaltigen Topf zu werfen. Selbst die überlangen, semi-gefühlvollen Schleicher, die Weezer und PUP zitieren, wie das grandiose „Twin Moons“, unterhalten von vorne bis hinten.
Schnoddrig tanken sich Dude York durch etwas über 40 Minuten an kurzweiligen, charmant ungeschliffenen Songs. Die Herren mit Dame aus Seattle legen eine gewisse Wurstigkeit an den Tag, die ihrer Musik gut bekommt. Manchmal geht die nötige Raffinesse aufgrund der rohen, unorthodoxen Präsentation verloren, aber das nimmt man angesichts der rotzigen, erfrischenden Präsentation gerne billigend in Kauf. Der Jungbrunnen „Sincerely“ macht von vorne bis hinten Spaß und lässt auf eine baldige Fortsetzung hoffen. Offene Ohren haben sich Dude York allemal verdient.
Sincerely
VÖ: 24.02.2017
Hardly Art (Cargo Records)
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