Nicole Sabouné – Miman

In ihrer schwedischen Heimat durchaus bestens bekannt, bläst Nicole Sabouné nun auch zum Angriff auf den Rest Europas. Ihr düsterer, bedrohlicher Sound erinnert ein wenig an die finsteren Größen der 80er Jahre, wie Dead Can Dance und Cocteau Twins. Mit ein wenig Verzögerung erhält nun Sabounés zweites Album „Miman“ den verdienten Deutschland-Release. Inspiriert von einem Gedicht Harry Martinsons aus dem Jahr 1956, behandelt sie die Gier der Menschheit und deren Pfad zur Selbstzerstörung.

Der konstante Marsch gen Selbstzerfleischung schlägt sich auch auf Sabounés Sound nieder. Bereits das eröffnende „The Body“ sorgt für verdiente Begeisterung. Mit fester, leicht schiefer Stimme und bedrohlichen Gesten lässt sie sich von einem gleichermaßen maschinellen und doch angenehm organischen Arrangement nach vorne tragen. Leichte Störsignale hier, bissige Post-Punk-Untertöne da – die Mischung stimmt und wird im folgenden „Right Track“ noch weiter auf die Spitze getrieben. Dieser durchaus technoide Ausflug kombiniert den erwarteten Trauerzug mit schroffem Dauerfeuer der besonderen Art.

Zwischen dem herrlich schrägen, entrückten „Rip This World“, dessen andauerndes Zittern nur vom okkult angehauchten, hochgradig eingängigen Chorus unterbrochen wird, und dem emotionalen Höhepunkt „Under Stars (For The Lovers)“ ist Gänsehaut garantiert. Der Deutschland-Release von „Miman“ wurde mit einem ganz besonderen Bonus-Track ausgestattet. Nicole Sabouné covert den Madonna-Klassiker „Frozen“, dehnt diesen auf knapp sieben Minuten Spielzeit aus und vermengt Post Rock mit dichter Atmosphäre und zittriger, elektronischer Avantgarde. Was für eine Monstrosität!

Endlosschleifen, zumindest angedeutete Dekonstruktion und große, durchaus überwältigende Gefühle: „Miman“ bringt das Konzept klirrender Kälte, post-apokalyptischer Visionen und letztem Hoffnungsschimmer auf den Punkt. Dass gerade eine Cover-Version zum Höhepunkt mutiert, soll Sabounés starkes Songwriting aber keinesfalls herabwürdigen. Im Gegenteil, die Schwedin versteht es unheimlich genau und präzise, die beklemmende Seite der 80er Jahre neu zu verpacken und mit einer herrlich berührenden Stimme zu einem kleinen Meisterwerk, zum ersten großen Album des noch jungen Jahres – Re-Release hin oder her – zu machen.

Miman
VÖ: 06.01.2017
Century Media (Sony Music)

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