Leopold And His Fiction – Darling Destroyer
Nach mehreren Jahren mit seiner Folk-Band Cowboy And Indian widmet sich Daniel Leopold wieder seiner eigentlichen, alten Liebe Leopold And His Fiction. Der US-Amerikaner kehrt zumindest zu einer herrlich ausgewogenen Packung Retro-Rock mit Blues-, Soul- und Motown-Einflüssen zurück. Hörbar von seiner mittlerweile fünfjährigen Tochter, deren Geburt und Aufwachsen beeinflusst, wird „Darling Destroyer“ zu seiner bislang persönlichsten Platte.
Locker-leicht und doch geradezu hibbelig, tasten sich Leopold und Band voran. Die ersten beiden Singles könnten unterschiedlicher kaum sein. Für „Cowboy“, zugleich Opener des bereits vierten Studioalbums, kann es nicht genug Distortion und rohe Power sein. Zwischen dicke Hose, mächtigen Blues-Bars und einer ordentlichen Nase voller Retro-Power, werden diese dreieinhalb Minuten zum energischen, unheimlich lauten Rock-Ausflug. „I’m Caving In“ bemüht sich hingegen um deutlich ruhigere, emotionalere Töne, Soul- und Motown-Elemente, wird dennoch von heftigem Zucken und einer schroffen Gitarre durchzogen.
Dieser musikalische Zwiespalt zieht sich durch weite Strecken von „Darling Destroyer“ und gipfelt im mächtigen „Better Off Alone“. Was sich zunächst wie eine ruhige, von Piano-Tönen gesteuerte Halb-Ballade anhört, lässt plötzlich, wie aus dem Nirgendwo, wütende Gitarrentöne für ein virtuoses Schlusssolo los. Selbst im braven „Flowers“ darf ein entstellter Gitarrenpart nicht fehlen. Zwischen dem reduzierten Country-Blues von „Ride“ und dem herrlich lebhaften „It’s How I Feel (Free)“ hat Leopold hörbar Spaß.
Mit seinem schroffen und doch gefühlvollen Auftreten geht „Darling Destroyer“ unter die Haut. Eine Reihe an richtig guten Rocksongs, ordentlich Soul und gefühlvoller Selbsterkenntnis gestalten das Quasi-Comeback von Leopold And His Fiction höchst unterhaltsam und kurzweilig. Gitarren-Fans wissen hingegen, dass selbst die emotionalsten Songs von einem wuchtigen Solo durchzogen sind und somit den erwarteten Hörgenuss bieten. Macht Laune, von vorne bis hinten, und ist mehr als bloß eine sympathisch schroffe Alternative zu St. Paul & The Broken Bones.
Darling Destroyer
VÖ: 20.01.2017
ILA / Native Fiction Records (Rough Trade)
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